Na, was war das denn für ein August? Bis Mitte des Sommermonats ging es doch richtig herbstlich zu. Ein Regentag folgte dem nächsten, so dass es, auch wenn eine tropisch-heiße Phase folgte, der nasseste August seit 2010 war. Wir in Rheinland-Pfalz hatten das Glück von schweren Unwettern, die im Lande und über die Grenzen hinaus tobten, Zerstörung und Leid brachten, verschont geblieben zu sein.

Ich habe zum Ende des Monats einen Sonnentag genutzt und mich aufgemacht zur 6. Skulpturen-Triennale der Gerda und Kuno Pieroth Stiftung am Kulturufer. Seit Mai sind dort 19 Werke unter dem diesjährigen Thema „Hier und Jetzt“ zu sehen.

Also, erst einmal gilt zu erwähnen, dass die 3 Kilometer lange Rheinpromenade immer einen Besuch wert ist, auch wenn gerade mal keine Veranstaltung oder Ausstellung stattfindet. Allein die traumhafte Aussicht auf die andere Rheinseite, die Weinberge des Rheingaus, die zauberhaft und üppig angelegten Blumenbeete, die Wiesen mit ihren Bäumen, der Zierkirschenhain, der englische Rosengarten…

Und nun galt es also, in all dieser Naturschönheit Skulpturen zu finden. Am Stadtbahnhof haben wir mit viel Glück einen Parkplatz gefunden, und so fing unser kultureller Spaziergang am „Zollamt“ an.

Uns blieb die Wahl, rechts oder links, da es ein Hinweisschild oder ähnliches zur Ausstellung und zum Standort der Skulpturen hier nicht gab. Übrigens auch nicht an den Zugängen am Rhein-Nahe-Eck, am Stakenburgerhof, an den Unterführungen, oder sonst wo, sondern einzig und allein, am Zugang, am dem der Eiskiosk ist. Na, jetzt haben Sie ja schon mal vorab ein Foto vom Lageplan an dieser Stelle!
Wir haben uns für links entschieden, bis zum Rhein-Nahe-Eck, dann wieder zurück, bis hinter die Gartenstadt und waren danach übervoll von Eindrücken, so dass wir die Ausstellungsstücke in der
Innenstadt nicht mehr aufgesucht haben.

Die erste Skulptur, die wir entdeckten, war die Nr. 9, „Fliegen“ Das Werk gefällt mir. Auch wenn mir nicht wirklich gleich klar war, was der Künstler damit zum Ausdruck bringen möchte, aber ein Schild war hier, wie auch bei den anderen Kunstwerken, zur kurzen Erläuterung angebracht. Versehen ist es auch für diejenigen, die mehr begleitende Informationen möchten und - im Gegensatz zu mir - ein Smartphone haben, mit einem QR-Code. Im Internet habe ich dann erfahren, dass auch Führungen gebucht werden können, ach, und einen Lageplan habe ich dort auch gefunden. Hätte ich mal vorher gegoogelt!

Aber zurück zu den Kunstwerken unter dem Motto „Hier und Jetzt“, bei denen es um Klimawandel, den Umgang mit Ressourcen, Alltagsfragen, Zusammenleben etc. geht. Manch ein Objekt machte es leicht, zu erkennen, was es vermitteln möchte, wie die Stahlskulptur „Love Hate“ in Form eines Ambigramms, ein Wort, dass in verschiedene Richtungen gelesen werden kann. Mit wenigen Schritten, wird aus Liebe Hass. Dann das gelbe Iglu, das im Hafenpark zum Besuch einlädt und die Thematik Wohnraum aufwirft.

Mich hat die Bronzefigur „Upside-Down – Die Welt mit anderen Augen sehen“ in ihrer Yoga-Position Shirshasana sehr angesprochen. Wie gern würde ich es ihr gleichmachen und so Mut, Konzentration, kreatives Denken und Gleichgewicht fördern.
Über meine Anschauung schreib ich aber jetzt mal nix, denn jeder soll sich doch sein eigenes Bild machen, auch wenn es bei dem ein und anderen Ausstellungsstück nicht einfach ist. Aber dafür ist die zeitgenössische Kunst ja da, nicht um unbedingt zu gefallen, sondern sich damit auseinanderzusetzen, sich Gedanken zu machen, zu schauen, was es in einem auslöst, sich inspirieren zu lassen, auch wenn man zunächst ratlos über die Bedeutung ist.

Ich habe zum Beispiel bei „Cloud Number Nine“ von der Bildhauerin Emma Jääskeläinen „nur“ eine Wolke aus Marmor gesehen und erst beim Lesen des Hinweisschildes feststellen müssen, dass es eine ausgestreckte Hand darstellt. Bei meiner Ankunft wurde das Kunstwerk von einer jungen Frau als Sitzkissen benutzt, verständlich, da es ja in seiner bauschigen Form dazu einlädt. Laut Beschreibung, sollen 4 Stahlsaiten zwischen Daumen und Ringfinger gespannt sein, die von dieser Verlockung abhalten sollen…aber die waren nicht mehr vorhanden.

Es war ein interessanter, entspannender, nachdenklicher und manchmal lustiger Spaziergang, mit tollen Fotomotiven durch das Freilichtmuseum am wunderschönen Rheinufer.

Schließen möchte ich mit einem Satz von Herrn Oberbürgermeister Feser zu der Stiftungsinitiative, dem ich zustimme:
"Kunst und Kultur sind Motoren unserer Gesellschaft, auch und gerade in diesen schwierigen Zeiten.


In diesem Sinne grüßt herzlich
die R(h)eingeschmeckte
im zu nassen und zu warmen August 2023