Puh…ausgefallen ist der Juli-Beitrag und auch mit einer Augusterinnerung bin ich spät dran. Woran es liegt? An den bösen Zeitfressern, von denen am gierigsten unsere Hundedame Laima ist. Ja, wir sind auf den Hund gekommen. Ich, die ich eigentlich katzenvernarrt bin, habe mich verliebt - und das auf den ersten Blick - in eine wunderschöne Straßenhündin aus Russland. Seit einigen Monaten ist die gelungene Mischung von Border Collie und Anatolischem Hirtenhund meine Begleiterin auf den Spaziergängen, zu denen ich mich seit unserem Familienzuwachs nun 3 x täglich für ein Stündchen aufmache. Tja, und wenn dann noch die Gartenarbeit durch ständigen Regen, der das Unkraut und Gesträuch wie Bartstoppeln sprießen und Blätter und Äpfel wie im Herbst rieseln lässt, überhand nimmt, bleibt kaum Zeit, meine Ausflüge an dieser Stelle festzuhalten.
Aber jetzt:
Mir fiel kürzlich ein, dass ich Ihnen schon lang etwas erzählen wollte, was mich bei meiner morgendlichen Zeitungslektüre nicht schlecht staunen ließ. Da steht eine Nachricht unter der Einleitung „Oberdiebach/Berlin“…Na, wer Oberdiebach kennt, wird sich ähnlich wundern, dass dieses winzige Örtlein, in dem inzwischen zu meinem und dem Leidwesen der Dorfbewohner und vielen Wanderer die einzige Gaststätte und der Tante-Emma-Laden mit der Bäckerei ihre Pforten geschlossen haben, in einem Atemzug mit der Bundeshauptstadt genannt wird.
Der Grund? Nun, die evangelische Pfarrkirche des Dorfes, „Sankt Moritz“, deren Geschichte sich bin ins Jahr 1258 zurückverfolgen lässt, darf sich über 63.600 Euro aus den Mitteln des Denkmalschutz-Sonderprogramms freuen. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat insgesamt 70,5 Millionen Euro für den Denkmalschutz bereitgestellt, mit denen bundesweit 204 Projekte gefördert werden sollen, und eines davon ist dieses wundervolle Altertümchen.
St. Mauritius thront mit seinem verschieferten Kirchturm auf einem Plateau und war einst im Mittelalter als Wehrkirche in die Ortsbefestigung einbezogen. Noch heute stößt man dort auf Reste der alten Ecktürme, die darauf deuten, dass auch das Plateau mauerumwehrt war. Das jetzt spätgotische Gebäude, neu aufgebaut im 14./15. Jahrhundert ruht auf den Fundamenten der einstigen spätromantischen Pfeilerbasilika. Grund des Neubaus war die Gründung eines Agustinerchorherrenstiftes. Dies nur kurz zu der sicherlich langen architektonischen Geschichte und hinein ins Innere des denkmalgeschützten Gotteshauses.
Die Hallenkirche besteht aus 3 fast gleich hohen langgestreckten Schiffen und ist ein wahres Schatzkästchen für Freunde der Kunstgeschichte:
Wandmalereien aus dem ersten Drittel des 15. Jahrhunderts und aus der Zeit um 1470 sind gut erhalten zu bestaunen, mich so faszinierende wunderschöne Glasfenster, die 1894 anlässlich einer Kirchenrenovierung eingesetzt wurden, die spätgotische schmiedeeiserne Kanzel, mit hölzernem Schalldeckel von Ende des 16. Jahrhunderts, die es in dieser Form nicht noch einmal gibt, ein dunkel gebeiztes Eichenholz-Chorgestühl aus dem Jahre 1508 und vieles mehr.
Als ich die Kirche verließ, lud mich die himmlische Ruhe, die Schönheit des Gebäudes, die Aussicht vom Plateau und die Natur ein, das Gebäude noch einmal zu umrunden. Gut so, denn ich hatte zunächst das Grabdenkmal für die 1671 gestorbene Frau des Bürgermeisters, Petronella Rulpen, auf der Westseite des Portals übersehen und auch die Wappengrabplatte aus dem Jahr 1556 an der Ostseite des Südportals.
Ich denke, ich habe noch einiges übersehen, was aber Grund genug ist, das Gotteshaus immer wieder aufzusuchen und zu staunen. Was ich aber sehen durfte, ließ mich ganz schnell verstehen, warum die Kirche St. Mauritius zu den Bauwerken gehört, die vom Bund gefördert werden. Ach ja, eine freundliche Bürgerin des Dorfes gab mir die Auskunft, dass das Geld sämtlich in die Restaurierung des maroden Mauerwerks fließt.
Es ist ein Ort hier oben, der Ruhe schenkt, vom Getriebe vor unserer Tür und der mir die Möglichkeit bietet, mich an der Kunst der Jahrhunderte zu erfreuen. Schade, dass die Kirchenpforten kaum außerhalb der Gottesdienste geöffnet sind.
Mögen auch Sie immer wieder einen Ort der Ruhe und Besinnlichkeit in der Hektik des Alltags finden, das wünscht Ihnen
die R(h)eingeschmeckte
im viel zu nassen August 2017