Na also, geht doch! 2 Wochen vor seinem meteorologischen Ende ist er da, der Sommer und das mit all seiner Kraft. Er kleckert nicht sondern klotzt und kommt mit Temperaturen bis über 35 Grad daher. Stöhnte ich auch schon mal ab und an in den letzten Jahren über die Qualen einer solchen Hitze, kommt derzeit kein Klagen über meine Lippen, zu sehr habe ich die heiße Jahreszeit herbeigesehnt.
Endlich azurblauer Himmel, Sonnenblumen, Bienensummen, Barfußlaufen, klingelnde Eiswürfel im Glas, draußen leben, faule Sonnenliegenstunden, betörender Duft von Lavendel und Rose, leuchtende Blüten, glitzerndes Wasser, Sonnenuntergänge in leuchtenden Farben, braune Haut, funkelnder Sternenhimmel….ach, was erzähl ich, ein jeder hat seine Glücks- und Genussmomente des Sommers.
Tja, und jetzt kann ich sie auch wieder leben, die heißgeliebten lauen Sommerabende und das am liebsten bei „unserem“ Griechen in Bacharach unterm dichten Weinlaub, an dem sich die Reben drängen. Gelöst und heiter ist die Stimmung, Touristen kehren ein, und manch einer ist in Erzähllaune, so übervoll ist sein Herz von dem Gesehenen und Bereisten. Ich lasse mich gerne noch einmal verbal mitnehmen, hin zu den gesammelten Erinnerungen an den Rhein, in idyllische Dörfer, zu dem einen und anderen historischen Denkmal und Bau, in gemütliche Schänken und in die herrliche Natur. Hier, an diesem gastlichen Ort in mediterraner Atmosphäre kommen automatisch auch Erinnerungen an frühere Urlaube in anderen Ländern hoch, man tauscht begeistert seine interessanten, lustigen, berührenden, und skurrilen Geschichten aus, und manchmal an so einem kurzweiligen Abend ist es, als würde ich bei einem Glas Wein ein gutes Buch lesen.
Aber, wie Sie an der Überschrift sehen, wollte ich davon gar nicht erzählen und schon gar keine Werbung für unsere Taverne machen, denn schon jetzt sind die Stühle dort viel zu begehrt an sommerlichen Abenden. Bacharach soll an dieser Stelle mein Thema sein, dieses romantische Rheinstädtchen, von dessen Anmut man schon seit dem 19. Jahrhundert über die Landsgrenzen hinaus erzählt und das seitdem viele Besucher von nah und fern anzieht.
Trotz einiger Einbußen an malerischer Architektur durch Kriegswirren, Erdrutsche und einen verheerenden Stadtbrand (1872), faszinieren heute noch alte Fachwerkfassaden, an denen Blumen- und Rebenschmuck prangen, die trotzigen Mauern, Türme, Wehrgänge und Tore der weitgehend erhaltenen mittelalterlichen Stadtbefestigung von 1344, prachtvolle Bauten wie das „Alte Haus“ von 1568 (die Jahreszahl 1368 am Giebel ist irreführend), die „Alte Münze“, wo von 1356 bis 1508 Gulden und Heller gedruckt wurden und in der sich heutzutage eine gemütliche Gaststätte befindet, der „Alte Posthof“ mit seinem romantischen Charme und seinen hausgemachten Spezialitäten aus der Region in der Oberstraße, dessen Geschichte bis ins 8. Jahrhundert zurückgeht. Tja, und auf diese und die der gotischen Wernerkapelle, die nahezu zerstört, ohne Gewölbe und Dächer ganz zart und filigran, wie ein Traumgebilde dasteht, werde ich ein anderes Mal noch eingehen, so wie ich ja schon über die „Burg Stahleck“, die stolz über Bacharach thront, im Januar 2015 berichtet habe.
Aber zurück in die Oberstraße, da gibt’s nämlich einen Ort der Ruhe, Stille und Besinnung, den man schnell übersehen kann: Die Josefskapelle (1760) ist so bescheiden und unauffällig in die Häuserfront der Straße eingebunden, dass man sie dort nicht vermutet. Man munkelt, dass die einstige Hauskapelle der Lateinschule als katholisches Gotteshaus im evangelischen Bacharach nicht so hervortreten sollte. Ich ziehe mich gerne zurück in die Geborgenheit dieser mit dem sanften Licht der entzündeten Opferkerzen beschienenen friedlichen Atmosphäre und freue mich sehr darüber, dass ich die Türen immer geöffnet vorfinde, was ja heutzutage nicht mehr so selbstverständlich ist, da ja traurigerweise Vandalismus und Diebstähle Pfarrgemeinden veranlassen, außerhalb der Gottesdienste die Gebäude verschlossen zu halten.
Ach ich könnte und werde noch viel erzählen über Bacharach….aber nun komm ich mal für heute zum Ende mit dem, was man unbedingt mitnehmen sollte, wenn man dort ist:
Bei einem Bummel durch die Altstadtgassen auch den „Malerwinkel“ besuchen, wo der Münzbach mit seiner zauberhaften Uferbewachsung quirlig gluckst, und von dort aus zum „Postenturm“ laufen. Ein Foto finden Sie rechts, Sie werden ihn schon finden, denn er steht gut sichtbar frei im Weinberg. Er ist seit 2005 begehbar, und wenn Sie sich die Mühe machen, die vielen Treppen hinaufzusteigen, dann wird ein beeindruckender Panorama-Ausblick über die Stadt und den Rhein Ihre Anstrengung reichlich belohnen.
Ach ja, und unbedingt den Stadtmauerrundweg machen. Die Türme am Rheinufer sind durch einen überdachten Wehrgang verbunden: Einfach ein Erlebnis für sich!
Was noch? Na, natürlich: Vom Spazieren verschnaufen, genießen und die Seele baumeln lassen in einer der vielen gemütlichen Weinstuben, werden doch in den steilen Hängen rund um Bacharach Weine der Spitzenklasse angebaut. Bacharach, seit jeher mit dem Saft der Traube verbunden, denn die Stadt war bereits im Mittelalter ein bedeutender Umschlagplatz für den Wein und trägt den Bacchus schon im Namen.
Ich habe keine Zweifel, dass auch Sie sich – wie ich - in dieses Städtchen verlieben werden!
Es grüßt die R(h)eingeschmeckte
an einem der wenigen heißen Sommertage
im August 2016