Der Juni ist geschafft…eine seltsame Wortwahl für einen Monat im Sommer, aber angesichts der Unwetter, die er im Gepäck hatte, ist diese noch harmlos. Regenmassen prasselten auf die Natur nieder, verwandelten quirlig glucksende Bäche in reißende Ströme und richteten massive Schäden an. So wurden z.B. im nahegelegenen Städtchen Stromberg 100 Keller geflutet, bei Oberwesel entgleiste eine Regionalbahn, ein Erdrutsch ist auf die B9 zwischen Niederheimbach und Trechtingshausen niedergegangen.

Existenzen wurden zerstört, Menschen haben ihr Heim verloren und angesichts dieses Leids, muss ich ja noch dankbar sein, dass der häufige Starkregen der letzten Wochen nur meinem Garten zugesetzt hat. Viele Pflanzen, insbesondere Rosen, Kirschbäume und die Erdbeeren bieten ein jämmerliches Bild in meinem Junigarten und stimmen mich traurig. Tag für Tag ist Aufräumen und Pflege angesagt, alles in der Hoffnung auf einen besseren Juli, der noch ein wenig Blütenpracht schenkt.

Welch ein Glück, dass ich die Königin der Blumen noch zugenüge bewundern durfte, bevor das Wetter so richtig seine Kapriolen schlug und es Rosen regnen ließ, denn wir machten einen Ausflug zur Burg Sooneck im Nachbarort Niederheimbach. Was soll ich sagen, uns empfing Rheinromantik pur. Rosen über Rosen, in allen Farben und Arten ranken dort und lassen an Dornröschen denken… Malerisch auf einem Felsgrat, wie aus ihm gewachsen, thront diese Raubritterburg seit dem 11. Jahrhundert und ist damit eine der ältesten Burgen am Mittelrhein.

1689 wurde sie zerstört, um das Raubrittertum zu beenden, lag danach in einem Dornröschenschlaf und wurde dann 1834 durch den preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm und seine Brüder erworben. Viele der Geschichten, die mit dem Ausbau zu einem Jagdschloss, den der spätere König Friedrich Wilhelm IV, einem „Romantiker auf dem Königsthron“, an den Bauingenieur Schnitzler in Auftrag gab, zusammenhängen und dem Leben auf der Burg wurden uns bei der Führung durch die historischen Innenräume interessant und humorig erzählt.

Da die Sooneck im 2. Weltkrieg geplündert wurde, sind die Originalmöbel zwar nicht mehr da, aber das aus der Burg Stolzenfels angekarrte Mobiliar zeigt ebenso gut, wie Könige im 19. Jahrhundert wohnten. Durch Speisezimmer, Schlafzimmer, Rittersaal, vorbei an wertvollen Antiquitäten und Bildern, und dabei immer wieder der Blick aus den Fenstern, die eine grandiose Aussicht auf den Rhein bieten.

Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir ein riesiges Porträt des Königs:
Egal in welchem Winkel des Raumes ich auch stand, immer waren Augen und Schuhspitzen auf mich gerichtet. Ach ja, und die Geschichte von dem riesigen Leuchter an der Decke, die der Burgführer erzählte: Nun, es war so üblich, dass man mit den Gästen so lange zusammen saß, bis die Kerzen in dem Kronleuchter abgebrannt waren. Na, und wenn man die Zeit, aus welchen Gründen auch immer, mit seinem Besuch verkürzen wollte, kürzte man, ganz raffiniert, einfach die Kerzen…

Also, der Besuch lohnt sich, die Burg hat Charme mit ihren Zinnen, Türmchen und Sagen, aber einen ganz wichtigen Tipp habe ich noch: Obwohl sie nur montags und im Dezember geschlossen ist, wählen Sie das Wochenende für Ihren Besuch, denn unweit der Burg liegt ein Steinbruch, in dem oft bis in den späten Abend gearbeitet wird. Eine recht unromantische Seite des Mittelrheintals. Grauwacke wird dort abgebaut, und das bereits seit dem 17.Jahrhundert. Tja, und das macht ne Menge Krach und Dreck.

Ach, von der Burgschänke hab ich gar nichts gesagt. Sie ist, wie die Burg, von 9-18 Uhr geöffnet, befindet sich im ehemaligen Pferdestall, man kann von dort auf den Rhein schauen, sie ist zwar recht klein, aber gemütlich und bietet neben Getränken, Eis und Kuchen auch kleine Speisen an, und das wirklich sehr günstig. Apropos günstig, das ist auch der Eintrittspreis mit 5,- Euro für Erwachsene und 3,- Euro für Kinder. Auch der Parkplatz, 300 Meter Fußweg entfernt, ist kostenfrei.

Kurz gesagt, ein Superausflugsziel also, 15 Fahrminuten von Bingen entfernt, wenn das Wetter endlich wieder mitspielt, zumal es auch einen Wanderweg rund um die Burg gibt, mit dem man Kultur und Natur ideal verbinden kann.

Mit der Hoffnung auf einen baldigen Sommer
grüßt die R(h)eingeschmeckte
im Katastrophenmonat Juni 2016