Der Sommer, der dieses Jahr im April begann, setzte sein fulminantes Finale am vorletzten Septemberwochenende mit erneut bis zu 32 Gradzahlen auf dem Thermometer. Tja, und bis dahin hieß es Freibad statt Laubfegen bis der erste Herbststurm mit dem bezaubernden Namen „Fabienne“ über uns hinwegfegte und brutal das monatelange Flair wie am südlichen Mittelmeer aus dem Lande trieb.
Na, und während diesem nicht enden wollenden heißen Sommer hat nun wohl inzwischen jedermann das Wort Klimawandel in den Mund genommen, zumal die Nachrichten über den Dieselskandal tagtäglich Thema waren. Klimaschutz wird immer dringlicher, und die Lösungen werden hart diskutiert. Das Einfachste, was ein jeder dafür tun kann, ist wohl das Auto häufiger stehen zu lassen und zu Fuß zu gehen oder der beste „Radschlag“: Fahrrad fahren, was zudem auch noch der Gesundheit zugute kommt und Stress reduziert.
Wie sagte Adam Opel so treffend: „ Bei keiner Erfindung ist das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden, wie beim Fahrrad“.
Passend zu diesem Thema: Ein Besuch im „Rheinhessischen Fahrradmuseum“ Gau-Algesheim. Einen würdigen Platz hat es seit 2002 im ehemaligen Kurmainzer Schloss Ardeck gefunden. Die Idee eine solch geartete Kulturstätte ins Leben zu rufen, hatte der Sporthistoriker Heinz-Egon Rösch, den Aufbau übernahmen in Zusammenarbeit die Stadt Gau-Algesheim, der ortsansässige Radsportverein 1898 und der Radsportverein Rheinhessen. Toll, informativ und liebevoll haben sie es gemacht. Chapeau!!
Das Angebot der Dauerausstellung: „Informationen rund ums Rad“, „Das Fahrrad im Alltag“, „Das Fahrrad in der Kunst“ und „Das Fahrrad als Sportgerät“ auf 160 qm in 5 Räumen. Insgesamt sind 80 Räder ausgestellt, darunter auch das erste Gefährt mit Pedalen aus dem Jahre 1861 und ein antikes Hochrad aus dem Jahr 1886. Räder für Damen, Herren und Kinder von Beginn des 20. Jahrhunderts bis zu E-Bikes der Gegenwart, sogar ein Rad aus China, gibt’s zu bestaunen.
Schautafeln, Bilder und Exponate dokumentieren die Entwicklungsgeschichte des Fahrrads. Besonders erfreut war ich, die von Technik etc. null Ahnung hat, dass wir eine Führung bekamen. Ein sehr radbegeisterter Mitarbeiter des Museums erklärte und beantwortete jede Frage zu Antrieb, Bremsen, Beleuchtung, Schaltung, Bekleidung und Historik. Jedes Rad hat eine Geschichte, und er erzählte sie gerne. Wir wurden eingeladen „am Rad zu drehen“, durften anfassen, aufsitzen und begreifen…
An den Wänden des Museums hängen Plakate bekannter Fahrradfabriken, Fotos aus allen Jahrhunderten, in der Kunstabteilung finden sich Plakate mit Motiven der Künstler Toulouse- Lautrec, Otmar Alt, Friedel Klemm und Oliver Schollenberger. Also wirklich beeindruckend.
In der Sportabteilung sind neben all den Rädern zum Kunstfahren, Einradfahren, Polospiel, Rennen, Trikots mit Unterschriften des Teams Telekom und andere Fanartikel ausgestellt.
Ich hör jetzt mal auf, es gibt zuviel aufzuzählen, was zu bestaunen ist. Also, ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, zumal Gau-Algesheim ein ganz charmantes Städtchen ist. Leider wird jetzt die Zeit ziemlich knapp, denn geöffnet ist nur von Ostern bis zum 2. Oktobersonntag, und zwar an allen Sonn- und Feiertagen von 14 bis 18 Uhr. Sonderführungen für Schulklassen oder Gruppen sind jedoch ganzjährig möglich.
Das Museum arbeitet auf ehrenamtlicher Basis, Ruheständler, die die Räder reparieren, zum Blinken bringen, die Räume reinigen, Führungen übernehmen und an der Kasse stehen. Eintritt und Führung sind übrigens kostenfrei.
Einen goldenen Herbst mit herrlichem Fahrradwetter
wünscht uns
die R(h)eingeschmeckte im September 2018