Kurz vor Ende des Monats dürfte nun aber wirklich endgültig der Winter überstanden sein, nachdem der März mit einem wetterlaunischen April und seinen Kapriolen gleichzog.
Nach einigen kalten Tagen mit frostigen Nächten, kann ich heute diesen Beitrag bei 17 Grad auf der Terrasse schreiben und die so wohltuenden wärmenden Sonnenstrahlen genießen. Möge es so bleiben…
Auch am letzten Wochenende war das Wetter genial für einen langen Spaziergang, und auf meiner Liste der Ausflugsziele lachte mich das Kloster Jakobsberg an, denn der Sinn stand mir nach Himmel so nah, Stille, Natur, Einkehr und Besinnung.
Gut gewählt: Was eine Lage auf dem 273 Meter hohen Hügel, südöstlich von Bingen.
Was für ein grandioser Ausblick auf das Umland. Was für ein weitläufiges, fantastisch angelegtes Gelände zum Spazieren, bestückt mit Bänken, die in herrlichster Umgebung genau am richtigen Platz zum Entspannen und Verweilen stehen; Was für eine toll gestaltete Klosteranlage, wo auch die neueren Gebäude aus den Jahren 1983 und 1990 im Einklang mit der Natur und den ursprünglichen Bauwerken errichtet wurden.
Hmm, wo fang ich denn an zu erzählen? Ich denke, ich sollte erst einmal schreiben, dass ich mir ein Kloster anders vorgestellt habe: Mit Klostermauern, von denen es hier keine Spur gibt, denn die gesamte Klosteranlage ist zu allen Seiten einladend offen; Mit einem Klostergarten voller Kräuter, Gemüse und Obstbäumen…habe ich nicht gesehen, aber dafür kann das Kloster ein 15,2 Hektar (!) großes Weingut mit 15 Rebsorten sein eigen nennen und eine interessante Weinlaube, die 120 Rebsorten vorstellt. Ein Plätzchen der Bewirtung gibt es auch nicht, aber dafür ist das Picknicken gestattet, an geeigneten idyllischen Stellen mangelt es wirklich nicht.
Auch fehlte mir die Begegnung mit Nonnen und Mönchen, denn außer einer Dame an der Kasse im Klosterladen haben wir niemanden gesehen und auch alle Türen und Pforten waren geschlossen, was wohl an den Corona-Auflagen liegen mag. Seit dem 8.3. sind aber Kapelle und Klosterladen von montags bis freitags von 14.30 – 16 Uhr unter den üblichen Auflagen für Besucher geöffnet. Wir hatten Glück in dieser Zeit dort anzukommen.
Im Klosterladen gibt es allerlei Geschenkartikel für Groß und Klein, Kerzen mit und ohne Duft, CDs besungen von den „Priestern“, Engelsfiguren, Motivpostkarten u.v.m. und – statt selbstgemachter Delikatessen, aus dem, was der ja fehlende Klostergarten hergeben würde – gute Tropfen aus dem Klosterweingut. Auch ich bin fündig geworden und habe für den nächsten Kinderbesuch ein Kaleidoskop erstanden…zauberhaft diese kunterbunte farbenfrohe kleine Welt, in die ich schon einst so gerne abgetaucht bin.
Nach dem Stöbern ging es zur Klosterkapelle, die den 14 Nothelfern geweiht ist. Erbaut wurde sie in den Jahren 1857 – 1862. Ehrlich? Ich hätte nicht gewusst, wer zu diesen Heiligen aus dem 2. bis 4. Jahrhundert zählt. Sie jetzt aufzuzählen, erspare ich mir, denn wen es von Ihnen wirklich interessiert, der wird bestimmt neben den Namen auch die jeweilige Lebensgeschichte wissen wollen und sich im Internet informieren.
In dem kleinen Kirchlein angekommen, war ich sofort von den Kunstwerken in den Bann gezogen. Sei es die leuchtende Abbildung von Jesus im Altarraum, mal nicht leidend am Kreuz dargestellt, sondern wie auf einem Thron sitzend, in einem kostbaren Gewand oder die der großen Schar, die Christus folgen, und mitten unter ihnen – herausragend durch Farbe und Größe – die 14 heiligen Nothelfer. Großartig!
Tja, und natürlich wollte ich diese Kunst fotografisch für Sie und mich festhalten, musste aber feststellen, dass es dafür an Licht fehlte. Nicht ein Lämpchen brannte in der Kapelle. Da niemand da war, den ich darum bitten konnte, die Beleuchtung einzuschalten, aber auch nicht ohne diese Erinnerung gehen wollte, war ich mutig und betätigte einen jeden Schalter, den ich an den Wänden finden konnte und das mit zitternden Händen und der Angst, dass vielleicht der Feueralarm, das Glockengeläut oder ein Notruf aktiviert wird. Nichts passierte, es ward auch kein Licht, und drum müssen Sie und ich uns mit den Fotos in mangelnder Qualität zufrieden geben.
Nach der Kapelle erkundeten wir die Klosteranlage. Das Kloster Jakobsberg ist nicht nur Wallfahrts- sondern auch Bildungsstätte. Leider ist es nun zu Coronazeiten den hier lebenden Benediktiner-Mönchen und Nonnen, die ihr Leben der Mission und Seelsorge verschrieben haben, nicht möglich, den Seminarbetrieb durchzuführen. So müssen Bibelwochenenden, christliche Meditationen, Tai Chi und Yoga- Kurse, um nur einige Angebote zu nennen, entfallen und die 3 Häuser mit 37 Zimmern und 58 Betten, Veranstaltungs- und Gruppenräumen stehen derzeit verwaist dar, ebenso wie das Jugendhaus mit 39 Übernachtungsmöglichkeiten, für Schulklassen, die z.B. in die Sakramente der Kommunion und Firmung eingeführt werden.
Welch ein Segen muss es sein, in dieser einmalig schönen Natur, mit grandiosem Blick über das Rheintal, eine Auszeit in Ruhe und Entspannung verbringen zu können. Ideal das anschließende Naturschutzgebiet und zwei ausgewiesene Rundgänge für Spaziergänge. Auch hat man die Möglichkeit den Kreuzweg zu gehen, der mit bebilderten Stationshäuschen die Leidensgeschichte von Jesus kurz vor seinem Tod am Kreuz erzählt.
Ach, nicht zu vergessen: Das Kloster ist eine Station des in Bingen beginnenden und bis Worms führenden rheinhessischen Jakobswegs.
Nun, Sie haben gelesen, dass dieses Kloster mehr als einen Besuch wert ist. Wie zauberhaft und idyllisch muss es dort erst sein, wenn der Frühling mit seiner Farbenpracht erwacht.
Eine wunderschöne Frühlings- und Osterzeit voller Zuversicht und Hoffnung
wünscht die R(h)eingeschmeckte
an einem sonnigen Tag im März 2021