Grau und bitterkalt hat uns der November erreicht…und so trist wie er ist, so nachdenklich wie er mit seinen Gedenktagen an die Verstorbenen, Heiligen und Märtyrern stimmt, so ist es
doch auch der Monat in dem mit dem 11.11., dem Martinstag, um 11 Uhr 11 der Startschuss für das Faschingstreiben fällt. Karnevalsauftakt in der doch so besinnlichen Adventszeit? Schon seltsam, und so suchte ich im Internet mal nach einer Erklärung dafür, warum es gerade diese Schnapszahl ist, die die 5. Jahreszeit einläutet. Einige Mythen habe ich gefunden:

Da früher nach diesem Tag die Fastenzeit begann und bis Weihnachten dauerte, ist für mich nur zu verständlich, dass die Menschen noch mal richtig feiern und reinhauen wollten. Auch, wenn man das Wort Karneval unter die Lupe nimmt, ist diese Erklärung logisch, denn es leitet sich von „Carnis levamen“ ab, was „Fleischwegnahme“ bedeutet.

Auch GOTTES Wort wird zu Rate gezogen, und so sagt man, dass die 11 als närrische Zahl gewählt wurde, weil sie zwischen den bedeutungsvollen biblischen Zahlen 10 und 12 liegt.
Man überschreite mit ihr die 10 Gebote und sie symbolisiere Maßlosigkeit, Sünde und Völlerei. Nach der 11 kommt ja die mächtige Zahl 12, die Anzahl der Apostel und die Zahl für den Neubeginn, da nach 12 Monaten und zur 12. Stunde in der Nacht das Alte geht.

Na, das Gerücht, dass man sich mit der 11 über die Französische Revolution lustig machen wollte, find ich ziemlich abwegig: Ihre Parole war ja nicht: Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit, übersetzt Ègalité, Liberté, Fraternité, was dann abgekürzt E.L.F. ergibt, sondern Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit…

Tja, es gibt noch mehr Geschichten um den Beginn der Session alljährlich am 11. November, ein Datum, das noch richtig lange warten lässt, bis es dann so richtig losgeht. Für mich ist der Höhepunkt der närrischen Zeit der Straßenkarneval mit einem traditionellen Umzug. Welch´ Freude, als ich damals als Neubürgerin von Bingen erfuhr, dass der Kempter Carneval Club 1950.e.V. Motivwagen und Fußgruppen durch die Gassen des Stadtteils Kempten ziehen lässt, und das nun schon, wie man dem Clubnamen entnehmen kann, in diesem Jahr zum 66. Mal.

Letztes Jahr stand ich dann am Straßenrand und habe es genossen, die fantasievollen Kostüme zu bestaunen, manchmal auch den Mut zur Hässlichkeit, hab den Arbeitsaufwand für die Motivwagen gelobt, geschunkelt, gesungen, gebützt, geprostet und gelacht, Kamelle gefangen und Fotos zur Erinnerung gemacht…es war einfach nur toll. In den Jahren, in denen ich hier bin, habe ich ja ganz schnell festgestellt, dass die Binger feiern können, ob Winzerfest, Sektfest, Brückenfest, Kulturuferfest, Bingen swingt, Rochusfest etc. etc., tja und dann auch ohne Zweifel den Karneval!

Ideal ist, dass kein Binger Jeck, der sich lieber den Rosenmontagszug in der Karnevalshochburg Mainz anschauen will, darauf verzichten muss, denn der Kempter Fastnachtsumzug ist immer Sonntags, der nächste am 26.02.2017 um 14.11 Uhr.
So, aber jetzt sind wir erstmal in der besinnlichen Adventszeit, Weihnachten steht vor der Tür, und das Jahr will gebührend verabschiedet werden, aber dann…


Wir lesen uns im nächsten Jahr wieder mit meinem Beitrag für den letzten Monat des Jahres 2016.
Also darf ich Ihnen allen schon jetzt ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr wünschen.

Die R(h)eingeschmeckte
im frostigen November 2016