Tja, an dem Thema komm ich einfach nicht vorbei. Es ist einfach unglaublich, was das Wetter in diesem Jahr treibt. Wir haben die erste Woche im November, und ich habe wirklich gerade im Garten bei herrlichem Sonnenschein, azurblauem Himmel ohne Jacke gearbeitet. Es ist nicht zu fassen und die Gradzahlen von 15 bis 19 Grad lassen mich Tag für Tag staunen. Wie lange wird der Spätsommer noch durchhalten?
Aber lassen Sie mich vom Oktober berichten. Es war der 7. zu warme Monat in Folge, der in seiner Mitte durch Luft vom Mittelmeer und Südafrika mit 28 Grad sogar den Sommer noch einmal begrüßen durfte. Es hieß Sonnenbaden vor herbstlich gefärbten Bäumen, schwitzen im Herbst, Hochsaison in der Außengastronomie.
Sonne, Wärme, Trockenheit und kein Ende in Sicht. Der Wind wehte nur schwach, was zur Folge hat, dass das farbenprächtig strahlende Herbstlaub nicht von den Ästen segelt und sich in unserer Bewunderung sonnt.
Bis auf den Januar, weisen alle Monate ein Niederschlagsdefizit auf. Besonders trocken ist es hier bei uns in Rheinlandpfalz.
Ein sommerlicher Herbst und selbst bis Anfang November kein Regen zu erwarten.
Eine Katastrophe für Rheinschiffer, Bauern und den Wald bahnt sich an. Arg betroffen ist unsere Region, denn der Rhein führt seit geraumer Zeit so wenig Wasser, wie seit dem Jahre 2003 nicht mehr. Einige Fährbetriebe haben die Fahrten inzwischen eingestellt, Ausflugsdampfer und Flusskreuzfahrtschiffe können Ziele nicht mehr anfahren, massive Probleme gibt’s in der Treibstoffversorgung, da die Tankschiffe bei Niedrigwasser die erforderliche Ladung nicht aufnehmen können. Der Sprit an den Tankstellen wird knapp, das Heizöl hat Rekordpreise erreicht.
Des Einen Leid ist des anderen Freud: Der trockene und warme Sommer ließ die Winzer die ertragreichste Ernte seit fast 20 Jahren einfahren. 46 % mehr Ertrag als im Vorjahr können sie verzeichnen.
Das trockenste Jahr seit 1911 lässt im extremen Niedrigwasser neben interessanten Felsformationen und Kiesbänken allerlei Kurioses ans Licht kommen:
Entsorgte Fahrräder, Reifen, etc. und die eine und andere Tomatenpflanze, an der sich Muscheln begeistert und staunend festklammern. Auch die Vergangenheit taucht wieder auf, so musste der Kampfmittelräumdienst bei Koblenz 4 Nebelfässer sprengen. Überreste aus dem 2. Weltkrieg, die einst als Sichtbehinderung zum Schutz wichtiger Objekte vor Luftangriffen genutzt wurden.
Auch schenkt uns dieses Wetterphänomen ein fantastisches Event: Trubel am Mäuseturm, denn über freiliegende Steine kann man übers Wasser wandeln und ihn trockenen Fußes erreichen.
Diese Chance lässt sich kaum einer entgehen, denn normalerweise gibt es nur an 4 Tagen im Jahr, die Möglichkeit das Rheininselchen, auf dem das Binger Wahrzeichen steht, per Schiff zu erreichen sowie den Turm zu besichtigen. Jetzt ermöglichte das Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen an 6 Tagen einen Besuch, aber nicht ganz freiwillig, denn am 21.10., in den frühen Morgenstunden, knackte ein Unbekannter die Tür und auf Facebook verbreitete sich wie ein Lauffeuer die Nachricht, die Stadt Bingen hätte sie für Besucher geöffnet und dann kamen Tausende.
Was für ein Jahr, oder? Unglaublich! Ein nicht enden wollender Sommer, Wetterrekorde. Wie das wohl weitergeht? Wann und ob wohl die Herbststürme kommen? Können Sie sich Schneefall und Frost vorstellen?
Lassen Sie uns weiterhin den nicht enden wollenden Altweibersommer genießen!
Die R(h)eingeschmeckte im sommerwarmen Oktober 2018