Da bin ich wieder im ersten Monat des Jahres 2024 und mir ist kalt! Naja, eigentlich ist mir immer kalt, wenn es nicht gerade so auf die 20 Grad zugeht. Eine Frostbeule eben. Tja, und da können Sie sich vorstellen, wie es mir derzeit geht, jetzt wo nach Regentagen mit milden Temperaturen der Winter eingebrochen und es seitdem frostig ist. Ich schreibe hier von bis zu minus 10 Grad und keine Plusgrade am Tag… Dauerfrost also, der mich im Haus gefangen hält und das, noch bevor seit vorgestern Extremwetter mit Eisregen, Glatteis und schwerem Schneefall dazu gekommen ist. Keine 10 Pferde kriegen mich vor die Tür, kicher, nein, 10 Pferde nicht aber unser Hund Yannis.
Nun ist der Januar schon mehr als halbiert und eine, wenn auch nur kleine Erwärmung, ist zu meinem Leidwesen nicht in Sicht, ach Mensch, dabei war der Winter bislang doch wirklich gut zu uns: Die Christrosen blühten prächtig, ja, nahezu unbändig, und Wespen, Bienen und Hummeln taumelten glückstrunken summend in ihnen herum. Auch wenn das sicherlich auch nicht wirklich gut sein kann zu dieser Jahreszeit, erweckte dieser Anblick in mir ein warmes weiches Zufriedenheitsgefühl, und ich bin seitdem bereit für den Frühling und nun haben sich die winterlichen Gartenschönheiten schrumpelig zusammengezogen und lassen ihre zauberhaften Köpfchen hängen.
Mein erster Beitrag im neuen Jahr ist kein Ausflugstipp, nein nicht wegen des Wetters, sondern weil mich ein Bericht in der „Allgemeinen Zeitung“ vom 2.1. sehr betroffen machte. Schlagzeile: "SCHLUSS NACH FAST VIER JAHRHUNDERTEN, Adler-Apotheke am Speisemarkt hat zum Jahresende geschlossen."
Wie traurig ist das denn? Und darum heute dieser Bericht und einige Fotos, damit die Erinnerung bleibt. Leider hat mich die Schließung dermaßen überrascht, dass ich keine Möglichkeit mehr hatte, Fotos von dem beeindruckenden Verkaufsraum, dem antiken Inventar und der Deko mit alten Fläschchen, Dosen, Behältnissen und sonstigen pharmazeutischen Gerätschaften zu machen
und habe diese aus dem Internet genommen für ein bleibendes "Weißt Du noch?".
Wissen Sie, wie alt die älteste Apotheke Deutschland ist? Laut Internet ist das die Löwen-Apotheke in Trier, 1241 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt, und „unsere“ Adler- Apotheke, gegründet am 4.9.1636, ist immerhin die älteste des Binger Landes und eine mit der ältesten von ganz Rheinland-Pfalz. Und dann so etwas? 1710 wurde das Haus, das die Apotheke beherbergt, errichtet und ist ein Kulturdenkmal der Stadt. Ich bin davon ausgegangen, dass man deshalb nicht nur das Gebäude allein, sondern auch die altehrwürdige Apotheke mit seiner großartigen gut erhaltenen spätklassizistischen Innenausstattung von 1889 schützt, bewahrt und ehrt.
Und der Grund? Nun, Frau Reuland erzählte Frau Tscherner von der Allgemeinen Zeitung, dass sie in den wohlverdienten Ruhestand geht, sich aber weiterhin aktiv im Vorstand von Musik- und Volkshochschule engagiert und ihr so wertvolles Wissen in Workshops (Museum am Strom) weitergibt.
Tja, aber warum keine Nachfolge? Das ist ein Ärgernis, denn Behördenvorschriften schreiben einen Behinderteneingang und den Einbau von Toiletten vor. Wie soll das gehen? Das schmucke Haus steht doch unter Denkmalschutz. Solche baulichen Veränderungen sind doch dann verboten.
Ach, wie gerne hätte ich den großartigen Artikel von Christine Tscherner aus der „Allgemeinen Zeitung“ mit Ihnen an dieser Stelle geteilt, leider geht das nun mal nicht einfach so und ist nicht erlaubt. Aber ich empfehle Ihnen, wenn Sie die Geschichte der Apotheke interessiert, diesen aus dem Netz für eine kleine Gebühr herunterzuladen. Frau Tscherner hat ein Gespräch mit der Eigentümerin, der Apothekerin Caroline Reuland geführt, und was die Pharmazeutin da erzählt hat, ist wirklich wissens- und lesenswert. Sie erzählt von der Gründung, Baustil, Krieg, Stadtbrand und Pest und von den Eigentümerwechseln bis in die heutige Zeit, in der Frau Reuland 28 Jahre die Geschäfte in 7. (!!!) Generation führte. Eine Geschichte, die sich da um die Apotheke rankt, die meines Erachtens eine geniale Vorlage für eine Verfilmung ist.
Tja, und was wird nun mit dem Haus? Ich entnehme dem Artikel, dass da noch keine Entscheidung gefallen ist, Interessenten als Mieter und Käufer können gerne Kontakt aufnehmen.
So, das war es mit dem Andenken setzen, und mir bleibt nur noch, Frau Reuland, Ihrem Team und Ihren Familien alles Gute für die Zukunft zu wünschen und jetzt, zu Beginn des neuen Jahres mit dem Wunsch zu schließen, dass es ein Jahr für uns wird, in dem die guten Erinnerungen die negativen überwiegen werden. Vielleicht gelingt es mir ja, mit meinen zukünftigen monatlichen Ausflugstipps ein klein wenig dazu beizutragen. Also, bis nächsten Monat an dieser Stelle? Es würde mich arg freuen!
Ihre R(h)eingeschmeckte
im klirrend kalten Januar 2024
Foto: Internet "Stadt Bingen" |