„Die Welt wird schöner mit jedem Tag, man weiß nicht, was noch werden mag, das Blühen will nicht enden“.
Ludwig Uhland (1787 bis 1862)
Jipiehi, Sommer an Ostern: Die Sonne knallte an den und um die Feiertage 13-16 Stunden am Tag vom Himmel. Aber, so schön wie ein dermaßen sonniges Osterfest auch sein mag, leider schadete das Hochdruckgebiet „Katharina“ der Natur, der Boden trocknete aus, und so ist bereits jetzt im April Waldbrand- und Graslandfeuergefahr in den größten Teilen des Landes angesagt. Manch eine Kommune war gezwungen, die geplanten traditionellen Osterfeuer abzusagen, und der Deutsche Wetterdienst warnt jetzt schon vor einem erneuten Dürresommer.
Tja, obwohl wir versuchen, unseren Garten mit kräftigem Wässern über die trockene Zeit zu bringen, ist die Tulpen- und Traubenhyazinthenpracht schon verblüht und hat sich bereits bis nächstes Jahr verabschiedet. Auch die Osterglocken wurden ihrem Namen nicht gerecht und stehen schon etwas länger mit braunen Köpfen da. Jetzt sind es der farbenprächtige Phlox-Mix, das leuchtendweiße Seifenkraut, die Blaukissen und der rosarote Rasenthymian, die die Fütterung der Insekten übernommen haben, unterstützt von der strahlenden Apfel- und Kirschblüte, in der es lautstark summt und brummt. Welch eine Augenweide diese Gartenfrühlingspracht, und ich kann dem einleitenden Zitat von Ludwig Uhland nur beipflichten.
Diesen Monat führten mich meine Wege ab und an nach Bad Kreuznach. Eine wahrlich interessante geschichtsträchtige vielseitige attraktive Einkaufsstadt, die einiges an kulturellen Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, wunderschön gelegen ist und sich zudem wegen seiner salzhaltigen Mineralquellen seit 1817 staatlich anerkanntes Heilbad nennen darf, was bereits die Römer und Kelten zu schätzen wussten, denn seit Jahrtausenden sind die Salzquellen im Salinental bekannt, aber dazu irgendwann später an dieser Stelle mehr, genau so wie vom Museum für Puppentheaterkultur, wo es die berühmten Marionetten aus der Augsburger Puppenkiste zu bestaunen gibt und der Kauzenburg, den Museen Schlosspark und Römerhalle.
Mein erster Beitrag heute dreht sich um das Wahrzeichen Bad Kreuznachs, die Brückenhäuser, die Ende des 15. Jahrhunderts auf den 8 Pfeilern der Nahe-Brücke errichtet wurden und seit den 80er Jahren unter Denkmalschutz stehen. In Deutschland gibt es außerdem nur in Erfurt und Esslingen ebenfalls Brücken, die mit Häusern bebaut sind. Die Alte Nahe-Brücke ist einer der ältesten Brücken in Rheinland-Pfalz. Die Holzfachwerkhäuser darauf entstanden aus Platzmangel und sind, da unerlaubt erbaut, eigentlich „Schwarzbauten“.
Die Gebäude, in denen in damaliger Zeit Kaufleute und Handwerker wohnten, stehen fotogen auf den ersten oberstromseitigen Brückenpfeilern. Die Pulverkammern der Brückenbefestigung dienten später als Keller der Brückenhäuser. Auf dem 5. Pfeiler war einst ein Brückenturm angeordnet, der zeitweise als Gefängnis genutzt wurde. Die Brücke war lange Zeit die einzige Verbindung von Alt- und Neustadt und war so genial konstruiert, dass Kriege und Hochwasser ihr zunächst nichts anhaben konnten.
Aber dann, am 17.3.1945, sprengten deutsche Soldaten den nördlichen Brückenteil, um sich vor herannahenden amerikanischen Truppen zu schützen. Eine Erneuerung des zerstörten Teils wurde 1954-1956 vorgenommen. Welch ein wertvolles kulturelles Geschenk ist es, dass die Häuser Nummer 94 (erbaut 1609) und 96 (erbaut 1612) noch im Originalzustand erhalten sind.
Also, ich kann nur sagen, Sie sollten sich diese faszinierenden Brückenhäuser ansehen, ebenso wie die mittelalterlichen Gassen der Stadt und den als „Klein-Venedig“ genannten Stadtteil, auch wenn diese liebevolle Bezeichnung meines Erachtens etwas übertrieben ist und bei mir viel zu hohe Erwartungen geweckt hat. Es war denn dann doch eher ein kleiner Hauch einer venezianischen Atmosphäre, der mich umgab, aber trotz alledem sehr romantisch und einen Besuch allemal wert.
Das schönste Fotomotiv der Brückenhäuser haben Sie übrigens von der Geißenbrücke am Mühlenteich aus, ganz in der Nähe der Pauluskirche.
So, das war es für den Ostermonat und ich sage bis bald mal wieder!
Die R(h)eingeschmeckte
im sommerlichen Frühlingsmonat April 2019