Kunterbunt
die Krokusse
wie helles Lachen,
das endlich Befreiung bringt
Ja, Sie lesen es richtig aus meinem Farbelfchen „Neubeginn“: Der Frühling liegt bereits am Jahresanfang in der Luft und im Erdreich, und das neue Jahr führt die Wetterrekorde des vergangenen Jahres fort:

Noch nie, seit dem Beginn der flächendeckenden Messungen der Sonnenstunden, war der Februar so dermaßen sonnig. In Zahlen ausgedrückt liest es sich so, dass die Sonne durchschnittlich 130 Stunden lang unser Land beschien, wobei Baden-Württemberg mit 175 Sonnenstunden vorne lag.
Der nächste Wetterrekord: Noch nie war es so warm im 2. Monat des Jahres! Am 27.2. wurden 21,2 (!) Grad gemessen. Verantwortlich für den frühen Lenz ist Hoch „Frauke“, das uns die warme Luft direkt vom Mittelmeer bringt und wir somit nicht – wie es normal wäre – bis Ende März/Anfang April auf Frühlingsgefühle warten müssen.

Sind die Nächte auch noch nicht frei von Frost, so erwacht unser Garten doch schon langsam zum Leben, denn unzählige Krokusse, Märzenbecher, Winterlinge, Schneeglöckchen, die im Erdreich auf die ersten Sonnstrahlen lauerten, recken bereits vorwitzig ihre Köpfchen hervor, schmücken das öde Braun mit leuchtenden Farbtupfern und lösen somit die drei winterblühenden Christrosen ab, deren strahlend weiße Blüten, sich langsam aber sicher grünlich verfärben.

Tja und schauen Sie mal das Bilderrätsel rechts! Was für ein knospender Ast ist das wohl, der sich wärmesuchend in den azurblauen Februarhimmel streckt? Er stammt vom fruchtbringenden Stolz unseres Gartens, der gerade aus dem Winterschlaf erwacht ist: Der Feige!!! Ja, weil es in unseren Gefilden immer wärmer wird, kommen wir nicht nur auf unserer griechischen Insel, sondern auch hier in Oberdiebach in den Genuss einer der ältesten Nutzpflanzen. Zweimal im Jahr, nämlich zunächst im Juli/August und dann noch einmal im späten Herbst, schenkt uns unsere Feige ihre energiereichen köstlichen Früchte. Welch Glücksmoment ist es da, bereits jetzt erleichtert zu sehen, dass sie wiederum so robust war und die frostigen Nächte des Winters ihr nichts anhaben konnten.

Ach, so ein Frühlingserwachen schenkt einem eine Menge Glücksmomente, wenn man sich begeistert mit seinen Sinnen auf die Natur einlassen kann. Wann wurden wir schon mal so zeitig im Jahr von Vogelstimmen geweckt? Gebannt lausche ich seit einigen Tagen bereits dem meisterlichen Morgengesang der verliebten Vogelmännchen, die so um ihre Auserwählte buhlen. So klingt Frühling! Irgendwann, so ist mein Vorhaben, werde ich wissen, welches Zirpen, Trällern, Pfeifen, Flöten, welcher Art zuzuordnen und welcher gefiederter Frühlingsbote mein Favorit ist: Meise, Buchfink, Amsel, Rotkehlchen, Kleiber, Grünfink, Star, Drossel…?

Die liebsten Boten der nahenden wärmeren Tage sind mir jedoch die Schmetterlinge, und so hüpfte mein Herz schier vor Freude, als ich in diesem Jahr den ersten Gaukler der Lüfte bereits am 24. Februar in der Nähe unseres Hauses gesehen habe: Ein kleiner „Großer Fuchs“, der irgendwo an einem heimliche Ort überwintert hat und nun sein erstes Sonnenbad nahm. Wussten Sie, dass er, vom Aussterben bedroht, recht selten geworden ist und von der Umweltstiftung BUND zum Schmetterling des Jahres 2018 gekürt wurde?

Mit der Auszeichnung möchte man auf die schlechte Überlebensprognose der Schmetterlingsart aufmerksam machen. Der Grund dafür liegt darin, dass dieser Falter schon früh im Jahr (normalerweise ab März) unterwegs ist und sein erstes Futter blühende Weidenkätzchen sind. Tja, und da Förster Salweiden leider häufig entfernen, all derweil ihr Holz nur wenig Geld bringt, ist die unbedachte Abholzung von Weichholzarten, neben dem Verlust von Lebensraum durch Bebauung und Verkehr, mit ein Hauptgrund für den Bestandsrückgang dieses wunderschönen Schmetterlings.

Also, unser Garten ist eine übervolle Speisekammer für alle Insektenarten, aber mit diesem neuen Wissen wird in diesem Jahr eine Kätzchenweide hinzukommen, um im nächsten Jahr die frühen filigranen schwebenden Wesen herzlich willkommen zu heißen. Denn wie sagte schon Mark Twain: „Der beste Weg, sich selbst eine Freude zu machen, ist, zu versuchen, einem anderen eine Freude zu bereiten.“ (und wenns nen Schmetterling ist)

Herzliche Frühlingsgrüße an Sie von der
R(h)eingeschmeckten im herrlich warmen Februar 2019

P.S.: Dank an Daniela und Larissa Podzierski für die Feigenfotos und an meinen Schatz fürs Bild vom sonnenbadenden Füchschen