Hier bin ich wieder, nachdem ich den versprochenen Beitrag für Dezember 2016 ausfallen lassen musste. Warum? Nun, ich war einige Wochen auf meiner ägäischen Insel und wurde von einem schweren Wintereinbruch mit Minusgraden und heftigen Schneefällen überrascht.
Eine ganze Woche lang war es unmöglich, von Lesvos wegzukommen. Ein Narr, der denkt, dass dieser unfreiwillige Aufenthalt auf gepackten Koffern und einem tagelangen Pendeln zwischen Unterkunft und Flughafen eine angenehme Urlaubsverlängerung war. Strom und Wasser fielen zeitweise aus und damit auch die Heizung.

Es war unangenehm und die Erholung schnell dahin, aber viel dramatischer war die Lage für die Flüchtlinge, die dort immer noch in unbeheizten eingeschneiten Zelten leben müssen. Das UN-Flüchtlingshilfswerk forderte eindringlich, dass die Asylsuchenden aufs Festland gebracht werden sollten, was aber schlussendlich daran scheitere, dass diese Maßnahme als Verletzung des Flüchtlingsabkommens zwischen der EU und der Türkei gesehen würde, welches vorsieht, dass die Hilfesuchenden auf der Insel bleiben müssen, bis ihre Asylanträge geprüft sind. Es macht einfach nur sprach- und fassungslos, dass die Migranten immer noch keine festen Unterkünfte haben und bei Temperaturen um die minus 15 Grad ihrem Schicksal überlassen werden. Tja, im Hinblick auf eine solche katastrophale Notsituation dieser Menschen, höre ich mal lieber auf, über gestrichene Flüge etc. zu jammern…

Zurück in der Heimat muss ich feststellen, dass der Schnee auch diese derzeit fest im Griff hat. Ohne chaotischen Zuständen ausgesetzt zu sein und ohne dem Bewusstsein, dass das Leid so nah ist, kann man hier aber diese weiße Landschaft selbst bei eisiger Kälte genießen. Mein Lieblingsspaziergang durch das Winterwunderland führt mich von der Drususbrücke (eine der ältesten Steinbrücken Deutschlands) am Ufer der Nahe entlang, zum Eck, wo sie sich mit dem Rhein trifft und dann weiter auf der Promenade bis zur „Weinzeit“ in der Vinothek.

Obwohl es wirklich klirrend kalt ist, hat der Frost der letzten Tage es nicht geschafft, den Rhein zufrieren zu lassen, was im Januar 1963 das letzte Mal der Fall war, davor war der Fluss in den Jahren 1929, 1941, 1942, 1954 und 1956 von Eis bedeckt. Aber der niedrige Wasserpegel verursacht zumindest an den strömungsarmen Uferrändern Eisflächen, die für schöne Fotomotive sorgen.

Nicht so die Nahe, die sich mir schon 2012 als weiße Straße präsentierte. Dort wo an Schönwettertagen Kanuten und Ruderer ihre naturnahen Erlebnisse sammeln, spazierten Enten übers Eis, und ich fragte mich mal wieder, warum sie mit ihren nackten Füßen nicht festfrieren. Wissen Sie es? Ich hab es jetzt mal gegoogelt und mich belehren lassen, dass sie deshalb barfuss unbeschadet herumwatscheln können, weil sie einen Blutkreislauf haben, der nach dem Prinzip eines Wärmeaustauschers funktioniert.

Also, ganz kurz dieses Wunder der Schöpfung zusammengefasst: Das arterielle 40 Grad warme Blut fließt vom Körper Richtung Füße und erwärmt dort das kalte, aber das auch nicht zuviel, und deshalb schmilzt das Eis auch nicht… Faszinierend, oder?

Immer warme Füße beim Spaziergang durchs märchenhafte Winterwunderland wünscht Ihnen

die R(h)eingeschmeckte
im bitterkalten Januar 2017