Von wegen Dürresommer! Allen Unkenrufen zum Trotz kam „Tief Axel“ Mitte Mai übers Land gefegt und überschüttete uns mit heftigsten Regenfällen. Bereits am Monatsanfang sanken die Temperaturen, und es blieb die ersten 15 Maitage recht kühl mit nächtlichem Frost. In manchen Teilen des Landes fiel sogar so viel Schnee, dass der Räumdienst eingesetzt wurde und das, wo einen die fast sommerlichen Temperaturen Ende April glauben ließen, der Winter sei vorbei…

Tja, auch der Rest des Monats verlief ziemlich nass, und so machte ich mich an einem der vielen verregneten Tage auf, die Öl- und Senfmühle in Boppard zu besuchen. Schon lang hatte ich es mir vorgenommen, da ich mich sowohl für Speiseöle, als auch für Senf begeistern kann, und da ist es doch interessant zu wissen, wie aus einer Pflanze und einem so winzigen Korn so kulinarische Köstlichkeiten produziert werden können.

Nimmt man von der B9 die Abfahrt „Fähre“, findet man gleich nach 20 Metern das gärtnerisch ansprechend gestaltete Gelände der „Stiftung Bethesda St. Martin“ und die „Rheinwerkstatt Boppard“, eine Einrichtung zur Teilhabe behinderter Menschen am Arbeitsleben. Die Öl- und Senfmühle ist im denkmalgeschützten Klostergebäude untergebracht. Produziert werden hier nach alter Väter Sitte gesundes Rapsöl, das so reich an ungesättigten Fettsäuren ist, als auch Senf in überraschend vielen delikaten Sorten, und ich durfte sie alle probieren!!!

Boah, wie unfassbar lecker! Es waren Geschmacksexplosionen auf der Zunge! Ob Biersenf, der herbe Orangensenf, Estragonsenf nach der französischen Küche, Rieslingsenf mit einer Note Chili, der klassische Kräutersenf, saisonal ein Senf, dem die Mittelrheinkirsche zugesetzt ist, ein fruchtig-feuriger Senf mit Erdbeeren und grünem Pfeffer…und, und, und…. Also ich kann Ihnen nur empfehlen, die Öl- und Senfmühle zu besuchen und an dieser Verkostung teilzunehmen, die zudem noch geschmacklich abgerundet wird, indem man Sie danach kaltgepresste Gourmet-Rapsöle (ohne Zusätze), wie „Classic“, „Kräuter“, „Curry-Vanille“ etc. mit Weißbrot probieren lässt. Eine gefüllte Geldbörse sollten Sie dabei haben, denn all diese Spezialitäten aus ökologisch
hergestellter Raps- und Senfsaat, können Sie im liebevoll ausgestatteten Verkaufsladen erwerben.

Wenn ich Ihr Interesse geweckt haben sollte und Sie einen Besuch planen, so legen Sie ihn doch so, dass Sie gleichzeitig an einer Führung teilnehmen können. Also die Verkaufsräume sind montags-freitags von 9 – 15 Uhr geöffnet, die Führungen finden an diesen Tagen um 11 und 14 Uhr statt. Die Senf- und Ölverkostungen sind kostenlos!

Ich zähl Ihnen mal einen Teil von dem auf, was ich alles erfahren habe: Nun, zunächst die Geschichte des denkmalgeschützten Klostergebäudes, dann die Geschichte des Senfkorns, das bereits in arabischen Medizinalbüchern 1050 VOR Christus erwähnt wurde und von den Griechen aus Kleinasien in ihr Land gebracht wurde, wo im 1. Jahrhundert nach Christus der griechische Arzt Dioskurides die heilende Wirkung entdeckte und die Römer schon ein Rezept zur Senfherstellung hatten und sie es waren, die den Senf nach Europa brachten.

Na, hätten Sie´s gewusst? Ja, und dann ging es weiter mit der Besichtigung und Vorführung der Senfmühle, die nach historischem Vorbild in Eigenleistung 2007 konstruiert und erbaut wurde und mit der Pflanzenkunde über Raps und dem Weißen, Braunen und Schwarzen Senf und nicht zu vergessen der Senfherstellung überhaupt..

Fazit? Nun, es war ein rundum gelungener Ausflug an einem verregneten Frühlingstag. Interessant und im wahrsten Sinne des Wortes: Ganz nach meinem Geschmack!!

Es grüßt Sie eine wieder einmal
restlos begeisterte R(h)eingeschmeckte im
regenreichen kühlen Mai 2019