„Leben ist das was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.“ John Lennon hat diese Tatsache so treffend ausgedrückt. Ach, was hatte ich alles geplant für den diesjährigen Frühling, wie freute ich mich auf wärmere buntere Tage, als ich den Beitrag für Februar über die Josefskapelle in Bacharach schrieb. Welch´ Vorfreude kribbelte in meinem Bauch, wenn ich an all die Ausflugsziele dachte, die es noch zu erkunden gibt und konnte es kaum abwarten, mich endlich mit meiner Sony auf den Weg dorthin zu machen.
Tja, und dann kam der 3. März, der Tag, der in Sekunden alles anders kommen ließ als von mir geplant, der mein Leben und mich veränderte, und das bis zum heutigen Tag. Es war noch nicht richtig hell, Schnee war gefallen und ich freute mich darauf, dass ich und meine Hündin die erste sein werden, die an diesem frühen Morgen ihre Fußstapfen auf den noch unberührten weißen Straßen hinterlassen werden. Ich genoss die Stille in der das Dorf um diese Zeit dalag, atmete tief die frische klare Luft ein, hatte –glaube ich- sogar ein Lächeln auf den Lippen, als es mich plötzlich hinschmiss… vornüber aufs Gesicht.

Ich war so erschrocken, dass ich erst mal liegenblieb, bis ich erkannte, dass der Schnee sich blutrot färbte. Gedacht und gespürt habe ich in diesem Moment nicht wirklich viel, nur, dass ich irgendwie heimkommen musste. Ich rappelte mich alsdann auf, um erneut völlig hilflos erleben zu müssen, wie es mir den Eisboden unter den Füßen wegriss. Dieses Mal warf es mich auf den oberen Rücken, den Hinterkopf und beide Ellbogen. Na, ich fass mich jetzt mal kurz, denn ich will ja noch einen Ausgehtipp abgeben: Krankenwagen, Krankenhausaufenthalt, Nasenbeinbruch, Ellbogenbruch, multiple Prellungen, Nervenschädigungen, Schmerzen und Einschränkungen seit nunmehr schon über 4 Monaten. Ja, ich muss jetzt Geduld aufbringen, schwierig, nicht so schwierig ist es, Dankbarkeit zu empfinden, dafür, dass es nicht schlimmer ausgegangen ist, wozu Stürze führen können, sieht man ja z.B. an Michael Schumacher. Ich habe einen Rückschlag erlitten, mal wieder festgestellt, dass man Leben nicht planen kann, dass man mit unvorhersehbaren Zufällen klarkommen muss, dass Leben mehr Reaktion als Aktion ist, dass man in der Not erkennt, wer wirklich Freund ist.

Sie verstehen nun sicherlich, warum Sie seit Februar nichts mehr gelesen haben? Aber jetzt bin ich ja wieder hier, und wissen Sie, warum mein erster Beitrag nach langer Abwesenheit ein Restaurant behandelt? Na, binden Sie sich mal einen Arm auf den Rücken, dann wissen Sie, wie es mir ergangen ist. Da funktioniert nix mehr, man ist unselbstständig, abhängig und dauergenervt, weil eine jede Tätigkeit, die doppelte Zeit beansprucht und Kochen nahezu unmöglich ist, denn schnippeln, rühren, schälen oder gar eine Pfanne heben einfach nicht geht. Wie gut, dass es Gastronomie gibt, zwar leider nicht mehr in Oberdiebach, aber am nächsten im 5 Autominuten entfernten Bacharach.


Aus all den gastronomischen Angeboten, picke ich heute mal einen meiner Wohlfühlplätze heraus: Das „Bistro zur Alt Backstubb“. Hinter diesem Namen versteckt sich Pippos kleine schnuckelige Pizzeria in einem historischen Fachwerkhäuslein in der Blücherstraße, die Anfang des Jahres gemütlich und liebevoll renoviert wurde. Ich staunte nicht schlecht, als ich endlich nach einer, wie jedes Jahr, viel zu langen Winterpause die antike Eingangstür öffnete und das Ergebnis sah.

Inzwischen ist es Juli geworden, und der Bilderbuchsommer lässt es schon geraume Zeit zu, die Außenbestuhlung bei Pippo zu nutzen. Klaro genießt man immer wieder nur zu gerne Speis und Trank an der frischen Luft und beobachtet das muntere touristische Treiben drum herum und das, obwohl der Auto- und mehr noch der Motorradlärm ab und an unangenehm ans Ohr dringt, aber wo nicht in Bacharach, Oberwesel oder sogar auf unserer Terrasse in Oberdiebach, doch darüber habe ich mich ja schon in einem anderen Beitrag ausgelassen.
Es schmeckt so gut bei Pippo! Besonders hervorheben von all den Köstlichkeiten muss ich aber die selbstgemachte Pasta und noch „besonderer“ seine Pizza. Ein Gedicht! Noch nie habe ich irgendwo eine bessere bekommen. Dieser Teig ist vom Chef mit Liebe gemacht, lecker, würzig, knusprig, perfekt, und der erste Bissen in diese im Steinofen gebackene Köstlichkeit zaubert ein Lächeln aufs Gesicht. So muss eine Pizza sein.

Hmmm, bei dieser Gelegenheit, wissen Sie eigentlich, dass die Pizza ihren Ursprung bereits in der Antike hatte? 10.000 vor Christus begann es mit einem auf Stein gebackenem Brot aus Mehl und Wasser und dann verfeinerten es die Phönizier im 6. Jahrhundert v.Chr., indem sie es erstmals belegten. Die Etrusker erweiterten diese einfache Mahlzeit mit Kräutern und Oliven, und dann waren es die Griechen, die die erste Pizza erfanden, mit der Idee, den Fladen schon vor dem Backen zu belegen. Die Römer klauten dieses Rezept und die Pizza eroberte mit dem damaligen Namen „Plazenta“ die Welt.

Erst 1520 kam die Tomate ins Spiel, die in Neapel erstmalig püriert auf die Pizza gestrichen wurde. 1738 wurde die erste Pizzeria in Neapel eröffnet. Welch eine Geschichte, oder? Da war Italien den Amerikanern mal weit voraus, deren erste Pizzeria man in Form eines Straßenstandes 1905 in New York finden konnte. Und in unserem Land? Bis 1952 dauerte es, bis sie auf deutschem Boden, nämlich in Würzburg, die Türen öffnete und heut nicht mehr wegzudenken ist.


So, genug geplaudert und damit Appetit bekommen… Ab zu Pippo, auch wenn es schon nach 15 Uhr ist, denn bei ihm kann man DURCHGEHEND ab 12 Uhr zum Essen kommen. Ruhetag ist der Montag.

Es grüßt Sie nach langer Zeit wieder
die R(h)eingeschmeckte
in einem herrlichen Juli-Sommer 2018