(Fotos Gartenmarkt: Larissa Podzierski)
„Mein Garten ist mein Königreich, ein Schloss und meine Klause, ist Heimat mir und Welt zugleich, mein eigenes Zuhause.“
-Unbekannt-
Mein Herz hüpfte vor Freude, denn Anfang des Monats, gerade zu Beginn der langersehnten Pflanzensaison, fand zum 5. Mal der Gartenmarkt bei herrlichem Wetter rund um die Basilika St. Martin statt. Welch ein geeigneter einladender Ort für die zahlreichen Fachgärtnereien, Gartenliebhaber und Pflanzenfreunde mit ihrem Wissen zu beraten und ihr jeweiliges Sortiment zu präsentieren.
Verschiedenste Rosensorten, unzählige Kräuter, Gemüsepflanzen, Kartoffelsorten, Kletterpflanzen, Obstbäume, Balkon- und mediterrane Kübelpflanzen, Beerenobst, Kakteen, Funkien….und mit dem, was ich jetzt aufgezählt habe, ist noch nicht alles genannt, was an Grün liebevoll arrangiert feil geboten wurde. Auch Dekorationsartikel, wie z.B. Kunst aus Stein, Antik-Möbel, Kugeln und Keramik, fehlten im Angebot nicht.
Ich hatte selbst das Glück für mein Mütterchen, die Honig so liebt, an einem Stand mit Imkerprodukten 7 verschiedene Gläschen mit diesem flüssigen Gold zu finden.
Für Ratsuchende gab es Vorträge über den richtigen Rosenschnitt, das Anlegen eines Steingartens und die Vermehrung von Pflanzen. Und um diesen fantastischen Standort auszunutzen, hatten die vielen Besucher die Möglichkeit, an einer Führung durch die 600 Jahre alte Basilika und dem treffenden Thema „Schöpfung“ teilzunehmen.
Tja, liebe Leser, Fürst Pückler (1785-1871), der nicht nur Generalleutnant, Schriftsteller und Weltreisender war, sondern auch Landschaftsarchitekt, sagte einst:
„Wer mich kennenlernen will, muss meinen Garten kennen, denn mein Garten ist mein Herz.“
So sehe ich es auch, denn man kann sagen, dass ich ein Gartenmensch bin. Ich verwirkliche mich dort, schöpfe Kraft aus dem Glück des Gelingens, von dem Duft, den Farbenrausch, den Vogelklängen. Es ist der Garten, der mich Geduld und Respekt vor der Natur lehrte, Zeit und Raum vergessen und mich dankbar sein lässt.
Jede aufgehende Blüte lässt auch meine Seele erblühen, Begegnungen mit fetten Hummeln, fleißigen Bienchen, Kirschen klauenden Vögeln, wühlenden Regenwürmern, Marienkäfern, die emsig die Blattläuse vertilgen, lassen mich lächeln, und selbst den gefräßigen Schnecken kann ich nicht lang bös sein. Ja, sie verschlägt mir oft die Sprache, diese Farbenfülle in allen Schattierungen vom strahlenden Weiß bis über Blau in allen Nuancen, bis hin zum tiefsten Dunkelviolett.
Mir fehlen oft die treffenden Adjektive, all der Pracht und kleinen Wunder gerecht zu werden, aber da gibt es Menschen, die wortgewaltiger sind, Schreiberlinge, die das besser können und ich jedes Mal beim Lesen ihrer Sätze begeistert bin, weil sie das aufs Papier bringen, wonach ich gesucht habe und empfinde. Nehmen wir eine meiner Lieblingsschriftstellerinnen, die ich Ihnen schon in anderen Beiträgen auf meiner Binger Seite vorgestellt habe: Eva Demski. Sie hat „Gartengeschichten“ geschrieben, ein Büchlein, in dem sie dem besonderen Verhältnis zwischen Mensch und Garten auf vielerlei Pfaden nachgeht. Einer der mich berührenden Sätze daraus: „…..wahrscheinlich hat sie (ihre Mutter) auch erkannt, dass der Garten die einzige Möglichkeit war, ohne zu trauern alt zu werden.“
Barbara Frischmuth, die schon einige Gartenbücher geschrieben hat, hat mit „Fingerkraut und Feenhandschuh“ ein außergewöhnliches literarisches Gartentagebuch geschrieben. Sie erzählt darin mitreißend von ihren Erfahrungen, harter Arbeit, Niederlagen, Gedeihen und lädt mit traumhaft schönen Fotografien zu einem Spaziergang der Sinne durch ihren Garten ein. So viel hat sie mich gelehrt mit ihren Aufzeichnungen und hat farbenprächtige Bilder in meinem Kopf entstehen lassen, mit Sätzen wie diesem:
„Was die außergewöhnliche Iris-Horste angeht, nun ja, es hat in den letzten Jahren die herrlichsten Blüten in den wunderbarsten Farben gegeben, von weiß mit zarten dunklen Punkten, über silbergrau nach schokoladenfarben hin Changierendem, bis zu melonenrosa und grünlich Behauchtem.“
Tja, so müsste man beschreiben können…
Und last but not least: Die große Schriftstellerin Christa Wolf, ausgezeichnet mit zahlreichen Preisen und Ehrungen, zeigt mit „Nuancen in Grün“ aufgrund ihrer Lebensgeschichte eine besondere Sensibilität für Landschaft und Natur, untermalt von stimmungsvollen Fotografien. Texte, wie dieser, stimmen nachdenklich:
„Die rote japanische Quitte jenseits der Straße passte in unsere nüchterne Gegend, wie der rotglühende Irrsinn in eine unauffällige Familie. Wie der gefiederte Essigstrauch, den sie im Vorgarten mitten auf den Rasen gesetzt hatten, zu Forsythe, Holunder und Lupinen. Fremdes Gewächs…wie wir.“
Für mich sind diese Bücher, gemäß einem arabischen Sprichwort, wie ein Garten, den man in der Tasche trägt. Vielleicht auch für Sie?
Eine erfüllende Zeit in Ihrem persönlichen Gartenparadies wünscht
die R(h)eingeschmeckte im blühenden Mai 2016