Bevor ich über meinen Oktoberausflug berichte, möchte ich Ihnen ein für unsere Gegend und Weinjahreszeit treffendes und sehr „geschmackvolles“ Gedicht nicht vorenthalten, dass mir meine Freundin Conny zugeschickt hat, wohl wissend, dass sie mich damit erheitern wird:



„Wenn leuchtendbunt der Herbstwald steht,
wenn mer mit lange Hose geht,
wenn Nordwind durch die Wingert fegt,
wenn die Natur zur Ruh sich legt,
wenn´s herbstelt schon ganz still und leise,
dann ist die Zeit für Fedderweiße.
Besser als jed Pill und Troppe
sind zwei, drei Fedderweiße-Schoppe.
Mit Pellkartoffeln, Lebberworscht
stillt er de Hunger dir un Dorscht,
dut in Gedärm und Lende reiße
und macht sich Luft auf seine Weiße.“

Kicher, lach….gut, oder? Leider konnte ich nicht erfahren, wer der Autor ist…haben Sie eine Ahnung? Dann lassen Sie es mich bitte wissen.

So, jetzt aber auf zur Pfalzgrafenstein und das in einem spätsommerlichen Herbst mit über 20 Grad an manchen Tagen. Es heißt also prächtige Farben sammeln und reichlich Sonnenstrahlen, um davon in der tristeren Zeit -wann immer diese in diesem Jahr kommen mag- zehren zu können.

Die einstige Zollburg, erbaut im 14. Jahrhundert, ist wahrlich ein Wunderwerk der Architektur, wie sie da steht, mitten auf der steinigen Insel im Rhein bei Kaub. Ich könnte wetten, dass das faszinierende und auch etwas seltsame anmutende Bauwerk in dieser märchenhafte Kulisse des Rheintals eines der meist fotografierten Ansichten im Welterbetal ist.

Tja, auch Victor Hugo, der 1802 geborene französische Schriftsteller, war begeistert von unserer Heimat, kam 2 x in seinem Leben hier her und erwähnte 1862 in seinem „Tagebuch der Rheinreise“ auch kurz die Pfalzgrafenstein: „Ein steinernes Schiff, ewig auf dem Rheine schwimmend, ewig angesichts der Pfalzgrafenstadt vor Anker liegend.“

Man sollte wirklich meinen, diese Schönheit ist einem besonderen Meister-Architekten zu verdanken, aber nein, sondern dem Gehirn eines auf Sicherheit bedachten bayrischen Pfalzgrafen, der die Lage wirtschaftlich voll ausnutzte: Die Insel vor Kaub verengt das Fahrwasser auf Bogenschußweite, was für eine Goldgrube für eine Zollstation. Niemand kam daran ungesehen vorbei!

Der Wittelsbacher und späterer Kaiser Ludwig der IV. errichtete im Jahre 1327 einen fünfeckigen 36 Meter hohen Wehrturm, ab 1339 lässt er eine 12 Meter hohe Ringmauer mit Schießscharten und allem Pipapo drumrum ziehen, Massives Riesentor und Fallgitter dazu und zack ist sie fertig, eine wehrhafte Burg!

Der Schachzug eines Genies war es, diese im 17. Jahrhundert durch die Errichtung eines spitzen Vorbaus aus Sandsteinblöcken zu erweitern und so vor Treibeis und Hochwasser zu schützen und die Burg wie ein steinernes Schiff aussehen zu lassen.
So, jetzt aber ab ins Heute, wer mehr Geschichte mag (und was für eine!) kann sie googeln und erhält ne Menge Wissenswertes auf dem Bildschirm.

Die Pfalzgrafenstein gehört zu den wenigen gänzlich unzerstörten und kaum veränderten Burgen im Oberen Mittelrheintal. Allein der Turm erhielt 1714 eine neue Haube: Die einstige gotische Fachwerkbekronung wurde durch die heute noch zu bestaunende barocke Laternenhaube ausgetauscht.

Einst also Zollstation, dann Signalstation, ist die Burg heute ein Touristenmagnet und das verdient! Sie werden staunen! Ich war geflasht: Der Burghof, die Wehrgänge, steinerne Arkadenbögen…also, ich hab ne Menge Burgen besucht, aber nie erlebte ich, dass mich eine mit Helligkeit, Freundlichkeit, ja sogar Liebreiz empfing…Kein grau in grau, nix dusteres, ein Farbenspiel in rot/weiß. Seit der Restaurierung in den 70er Jahren erstrahlt die Pfalzgrafenstein in diesen Originalfarben barocker Zeiten, tja, und dann der azurblaue Himmel dazu…MATCH!!!

Aber, schauen sie selbst und lassen sich begeistern, wie ich es war (mal wieder, lach)…
Zu besichtigen sind neben einigen Ausstellungsstücken aus der einstigen Zeit, Pulverkammer, Geschützbastion, Brunnen, Burgküche, die möblierte Kommandantenwohnung, das Verlies und eine mittelalterliche Toilettenanlage. Es ist alles sehr karg eingerichtet, denn gelebt hat auf der von Wasser umspülten Burg nie jemand.

Alle 30 Minuten bringt Sie eine kleine Fähre die recht kurze Strecke von Kaub aus zur Inselburg. Tja, aber leider war dieser Monat der letzte in diesem Jahr, der eine Besichtigung ermöglicht. Das Ende der Saison ist da und ich weiß nicht genau, wann es im nächsten Jahr wieder losgeht. Drum hier noch die Kontaktdaten, damit Sie Ihren Ausflug zum „Steinernen Schiff im Rhein“ fürs nächste Jahr planen können: Telefon: 0261/66 75 48 70, Mobil: 0175/5938 645

So, es bleibt mir nur noch, Ihnen von Herzen zu wünschen, dass Sie gesund durch den Coronaherbst kommen und all die auferlegten Maßnahmen greifen.
Die Natur ist so wunderschön, und das Spazieren, Staunen, Genießen und die Begeisterung kann uns niemand nehmen!

Ihre R(h)eingeschmeckte
im spätsommerlichen Oktober 2020