Laut Internet, war es im Spätsommer 2008, als man die ersten Vorhängeschlösser am Geländer der Hohenzollernbrücke in Köln vorfand. Anfang 2009 waren es bereits 300 und inzwischen haben abertausende Paare kleine Schlösschen, mit Datum und Namen versehen, dort angebracht, um sich damit ewige Liebe und Treue zu schwören. Das kunterbunte metallene Farbenmeer gehört zum Stadtbild und ist eine Touristenattraktion geworden. Um die 350.000 Schlösser haben sich angesammelt und dafür gesorgt, dass die Hohenzollernbrücke nunmehr besser bekannt ist unter dem Namen „Liebesschloss-Brücke“.
Warum in die Ferne schweifen, haben sich wohl die 8 Paare gedacht, deren Liebesbezeugung ich vor einigen Monaten am Gitter des alten Ziehbrunnens in der Rosenstraße, Bacharach, entdeckt habe. Sowieso vom Kölschen Brauch fasziniert, war ich hoch erfreut, dass dieser nun auch in meiner Nähe zu vollziehen ist. Ein Liebesschloss zu bekommen, war kein Problem, Angebote für gravierte Exemplare in allen Farben und Formen gibt es im Internet zuhauf, und man kann ja auch ein im Baumarkt erstandenes Schloss selbst gestalten. Vielleicht zählen Sie ja zu denen, die bereits eines geschenkt bekommen haben, zur Verlobung, zur Hochzeit, zum Valentinstag, etc…
Also, unser Schloss hängt nunmehr seit einigen Wochen da, und immer wenn wir in Bacharach sind, führt uns unser Weg in die Rosenstraße, um uns zu vergewissern, dass es ganz sicher noch dort hängt und voller Spannung, ob weitere dazu gekommen sind. Jipiehi, inzwischen sind es immerhin schon 12. Aber, ehrlich gesagt, hängen sie ziemlich verloren dort rum, und es ist noch so viel Platz am Gitter, dass es, glaube ich, Jahrzehnte dauern wird, bis, so wie immer mal wieder in Köln, darüber diskutiert wird, ob man die Schlösser nicht entfernen sollte, weil die Baukonstruktion in Gefahr ist. Wir reden da über 40-45 Tonnen, die da am Brückengeländer baumeln. Jedoch nicht das Gewicht scheint das Problem zu sein, sondern vielmehr die Tatsache, dass irgendwann der Korrosionsschutz erneuert werden muss, und dafür müssen die Schlösser nach und nach ab…wie traurig wäre das denn?
Übrigens: Ausgerechnet in Paris, der Stadt der Liebe, wurden bereits im Jahr 2015 45 Tonnen Liebesschlösser entsorgt, nachdem auf der berühmten Fußgängerbrücke „Pont des Arts“ ein Teil des Geländers unter der Last von 1 Mio (!!) kleiner Vorhängeschlössern zusammengebrochen ist. Bilder dazu sind im Internet zu finden. Schilder wurden aufgestellt, mit der Bitte, von dieser Art Liebesbeweis abzusehen und die Liebe auf eine andere Art zu erklären, Paris würde es den Liebenden danken. Das alte Geländer wurde übrigens durch Glaspaneele ersetzt. Tja, aber wir wissen doch: Die Liebe ist stärker als jegliche Vernunft, Romantiker kann man nicht so einfach aufhalten, und so suchten diese sich eine neue Brücke, und entschieden sich für die älteste Brücke über die Seine: Pont Neuf.
Plätze für Liebesschlösser findet man, obwohl vielerorts verboten, in vielen Städten auf der ganzen Welt (China und Marokko z.B. nicht ausgeschlossen), es sind Touristenmagnete in Metropolen geworden, warum also nicht auch in Bacharach, der „heimlichen Hauptstadt der Rheinromantik“? Das erste Paar, das sich, keine Ahnung wann, hier am Brunnen in der Rosenstraße ewige Treue mit seinem Schloss schwor, hat wohl erkannt, dass dieser Platz keine Brücke sein muss, auch wenn sie als Symbol für Verbindung und Zusammenhalt steht.
Tja, aber das der „Liebesschloss-Brunnen“ in Bacharach an seinem so malerischen Platz auch zu einer Berühmtheit wird, der Besucher aus aller Welt anzieht, bedarf mehr Zuspruch, das heißt mehr Pärchen, die dieses Symbol für ihre ewige Liebe anbringen. Nun, wie wäre es? Verbinden Sie doch den Besuch des zauberhaften idyllischen Städtchens mit dem Aufhängen Ihres Schlosses, und schon bekommt Ihr Ausflug einen romantischen Touch. Also, ich bin der Meinung, dass nicht nur verliebte Paare sich damit ein Denkmal setzen sollten, sonder auch Freunde, denn wie heißt es so richtig: Wahre Freundschaft ist so wichtig und keine Selbstverständlichkeit, sondern ebenso selten, wie die große Liebe.
Wo der Liebesschloss-Brauch seinen Ursprung hat, darüber streiten sich die Geister. Ich habe auch erst nach dem Aufhängen unseres Schlosses mit der Recherche angefangen und alsdann erkannt, einen Riesenfehler gemacht zu haben, indem wir den Schlüssel in den tiefen Brunnenschacht geworfen haben, also gut sichtbar und erreichbar….richtig wäre gewesen, mit ihm zum Rhein zu laufen und ihn in dessen unendliche Tiefen für ewig unauffindbar zu versenken, denn der Ausgangpunkt für diese Art die Liebe zu besiegeln, liegt wahrscheinlich in Rom, wo es schon lange Tradition ist, dass Jungverliebte an einer Laterne auf der Milvischen Brücke ein Schloss anbringen und den Schlüssel dafür mit dem Schwur „per sempre“ (für immer) in den Tiber werfen. Tja, und ich hab mich schon gewundert, warum nur unser Schlüssel neben einigen Münzen im Brunnenschacht aufblitzt und ärgere mich schon, dass er nicht auf dem Grund von Vater Rhein für
immer und 1 Tag sicher geborgen liegt.
Mit viel Liebe und Romantik im Herzen
grüßt Sie die R(h)eingeschmeckte
im sommerlichen Juni 2020