Der Februar ist geschafft, ja, ich muss dieses Verb verwenden, denn so kurz vor dem meteorologischen Frühlingsanfang drehte das Wetter noch einmal so richtig mit einem verspäteten Wintereinbruch auf und brachte sibirische Kälte mit zweistelligen Minusgraden zu uns. Es mag Menschen geben, denen das nicht wirklich etwas ausmacht, aber mich quälen pfeifende Ostwinde, die mir extreme Kälte um die Ohren blasen, nach dem Motto „Einmal in den Wind gespuckt und Eiswürfel im Gesicht“.
Auch war ich irgendwie froh, dass meine Olivenbäume und die anderen Kübelpflanzen meine Terrasse im Wintergrau aufhübschten und sie nicht ins geschützte Quartier mussten, aber letztes Wochenende hieß es Abschied nehmen. Ein hoffentlich letztes Aufbäumen der 4. Jahreszeit mit Unterstützung von Väterchen Frost, und dann ist Schluss mit Zähneklappern und Extremcouching. Nur unsere russische Hundedame bewegt mich seit geraumer Zeit zu längeren Spaziergängen und so hab ich diesen Monat wieder einmal ein Schmuckstück im nahegelegenen Bacharach zum Thema:
Nahezu versteckt, bescheiden und unauffällig steht die katholische Josefskapelle inmitten der Häuserfront in der Oberstraße. Wenn jemand nicht weiß, dass dort ein Gotteshaus ist, läuft er vorbei, was sehr schade ist, denn das barocke Kirchlein ist nicht nur sehenswert sondern eine wahre Oase der Ruhe und Stille. 1760 ist die katholische Josefskapelle nach 2-jähriger Bauzeit eingeweiht worden und war von Kurfürst Carl Theodor als Hauskapelle der Lateinschule gedacht worden. Betritt man die Kapelle durch das schwere Tor, sind gleich rechts und links die Seitenaltäre, an denen man gegen einen kleinen Obolus Kerzlein entzünden kann, um eine Bitte an GOTT zu richten, um ein Licht für einen lieben Menschen im Gedenken anzuzünden oder als Dank für die Erhörung in seelischer oder leiblicher Not.
Tja, und wenn ich da in dem Bänklein sitze, dann erfreue ich mich ein jedes Mal an den Votivgaben an der Wand, die Tafeln und Bildlein etc., als öffentlich bezeugtes Dankeschön für überirdische Hilfe in Not. Meine Gedanken gehen dann auf meine griechische Insel Lesvos, wo Kirchen und selbst kleinste Kapellen über und über mit den dort genannten „Tama“ (für Tamata) behängt sind. Ob Herzen, Gliedmaßen, Babys, einfach alles ist abgebildet auf Dankestäfelchen in Gold und Silber. Selbst einen Gebissabdruck hab ich schon entdecken können, vermutlich wurde das neue Kauwerkzeug ohne Schmerzen eingesetzt oder man hatte das erforderliche Kapital dafür und sagt auf diesem Weg Danke fürs vorherige Bitten und Flehen.
Inzwischen sind sicherlich tausende von Votivtäfelchen dazu gekommen, mit Namen aus Geburtsländern, wie Syrien, Afghanistan, Palästina, Iran, Irak, etc., von den Flüchtlingen, die es geschafft haben das Mittelmeer zu überwinden.
Zurück zur Josefskapelle: Zu erzählen gibt’s noch, dass erst im September letzten Jahres die Außenrenovierung nach Jahren abgeschlossen wurde und das Kirchlein somit vorm Verfall bewahrt wurde. Die Außenwände, das Dach, Leitungen, Kanalisation, Bleiglasfenster, etc., all das wurde in 3 Bauabschnitten restauriert. In die Hand genommen hat das der 2013 gegründete Förderverein St. Josefskapelle in Bacharach, der sich engagiert und beharrlich mit den zuständigen Stellen auseinandergesetzt hat.
Alsbald wird auch um die Innenrenovierung gekämpft. Ach, wie großartig, dass man alles dafür tut, dass dieses kleine Juwel erhalten bleibt.
Also, wenn Sie Bacharach besuchen, laufen Sie nicht vorbei an der Oberstraße 39, gehen Sie hinein, in dieses so anmutige bescheidene Gotteshaus und finden Sie Momente der Ruhe, Besinnlichkeit und Geborgenheit. Lassen Sie sich begeistern von den wundervollen Buntglasfenstern, der Anmut und Bescheidenheit.
Kommen Sie gesund durch den Restwinter!
Das wünscht
die R(h)eingeschmeckte
im frostig kalten Februar 2018