Tja, liebe Besucher der Stadt Bingen, ich hoffe, Sie waren schon mal in unserer Stadt und haben das historische Wahrzeichen in seiner ganzen Pracht bereits fotografiert, denn nun präsentiert es sich eingerüstet, da es umfassend saniert werden muss. Frische Farbe, neues Flachdach, Schimmelbeseitigung, Innenwandputz sind in Auftrag gegeben, und, um zukünftige Schäden zu vermeiden, sollen Heizrohre in den Wänden verlegt werden.
Na, ist doch lobenswert, dass der Bund als Eigentümer sich so kümmert und diese Maßnahmen mit ca. 400.000 Euro auf sich nimmt, umso mehr, wenn man bedenkt, dass er nach all dem Aufwand den für ihn nutzlosen Turm loswerden will. Bleibt abzuwarten, wer den einstigen Wachtturm dann übernimmt. Hat die Stadt wirklich Interesse oder gar die Binger Denkmalgesellschaft?
Ach ja, der Mäuseturm…. Ich mag ihn, wie er so märchenhaft und unerreichbar dasteht, Träume und Phantasie beflügelt. Immerhin wurde der Wachturm bereits zu Anfang des 14. Jahrhunderts auf dem Fluss-Eiland errichtet und diente neben der Burgen Klopp und Ehrenfels der Zollerhebung und der militärischen Absicherung. Noch bis 1974 war er Signalstation für die Schifffahrt, danach wurde er nicht mehr benötigt, da die gefährlichen Riffe im Rhein zwischenzeitlich entfernt wurden.
Und wo kommt der märchenhafte Name her? Mir gefällt schon, dass Namensgeber die gruselige Sage vom bösen habgierigen Erzbischof Hatto sein soll, der einst in Saus und Braus lebte, während das Volk hungerte, der bettelnde Menschen einsperren und verbrennen ließ. Tja, und es dann dazu kam, dass unzählige Mäuse über ihn herfielen, er Hals über Kopf fliehen musste und sich als Versteck den weißen Turm auserkor… Aber, vergeblich, denn kaum war er dort eingetroffen, fielen tausende von den kleinen grauen Nagern über ihn her und fraßen ihn auf…
Aber, Märchen beiseite, realistischer sind wohl diese beiden Erklärungen, nämlich, dass der Name sich von „musen“ ableitet, was „lauern“ bedeutet und auf die Funktion des Turmes als Wachturm hinweist oder aus dem einstigen Namen „Mautturm“ (Maut = Zoll) der „Mäuseturm“ wurde.
So einfach und spontan besichtigen kann man das malerische Denkmal nicht, aber möglich ist es am „Tag des offenen Denkmals“, der dieses Jahr auf den 14. September fällt, und die Volkshochschule Bingen bietet 4 x im Jahr eine Schiffstour dorthin (Info: tourist-information@bingen.de).
Ach, übrigens: Natürlich gibt es das Wahrzeichen der Stadt in verschiedenen Formen und Arten als Andenken im Städtchen zu kaufen, ich z.B. trage eine Halskette mit einem originalgetreuen Mini-Mäuseltürmchen aus Silber. Wo ich sie gefunden habe? Schreiben Sie mir und ich verrate es Ihnen…
Es grüßt die „R(h)eingeschmeckte“
im frühlingshaften Februar 2014