Heiligabend….meine kurze Verschnaufpause vor dem Familienbeisammensein möchte ich nutzen, um mich in diesem Jahr das letzte Mal bei Ihnen zu melden. Weihnachtszeit, Winterzeit, heißt für mich Lesezeit und fragen Familie und Freunde nach meinem Wunschzettel, so ist dies eine Auflistung von Büchern, meine Leidenschaft und das in meinen Augen ideale Geschenk.
Gibt man bei Amazon oder ebay „Bingen“ ein, wird man überschwemmt von Büchern der großen Heiligen der Stadt. Ob Koch- und Ernährungsbücher, Lebensratgeber, Literatur über Heilsteine, Kräuter, Pflanzen, Heilkunde, Liederbücher, Weisheiten für jeden Tag, Biographien, Gebetsbücher, etc. etc. und diese Vielfalt in unzähligen verschiedenen Ausgaben. Ja, mit der Biographie dieser Universalgelehrten und Dichterin habe ich mich befasst, denn es ist doch wirklich faszinierend, wie breit gefächert ihr Wissen und ihre Werke sind. Die erste Vertreterin der deutschen Mystik befasste sich in gleicher intensiver Weise mit Medizin und damit der Pflanzenkunde, der gesunden Ernährung, mit Musik, Ethik, Religion und Kosmologie. Ist doch unglaublich, wenn ich bedenke, mit wie wenig Interessen ich dagegen so aufwarten kann: Malen, schreiben, lesen, fotografieren und wenn ich sie intensivieren möchte und auslebe, wie zeitraubend das ist. Tja, und da kommt da ein Kind im Jahre 1098 auf die Welt, hat noch 9 Geschwister, ist dauernd kränklich und schafft doch in ihrem Leben so Unfassbares. Klaro, hatte Hildegard von Bingen viel Zeit während ihres Klosterlebens, aber bitte, wie viel Zeit ist erforderlich um das alles zu recherchieren, lesen, zu erforschen und dann aufzuschreiben und das ohne Google etc.
Ich muss mal wieder was von mir preisgeben: Ich bin ein recht gläubiger Mensch, glaube an GOTT, Jesus Christus und die Worte der heiligen Schrift, aber das mit den Heiligengeschichten, dem Wunderwirken, den Erscheinungen und damit auch den Visionen der heiligen Hildegard war und ist mir recht suspekt und zweifelhaft. Wenn ich mir aber all das Geschaffene dieser Kirchenlehrerin anschaue, krieg ich Zweifel an meinen Zweifeln… Ich meine, das kann doch ein Mensch gar nicht allein aus eigener Kraft schaffen, oder?
Jetzt ist es wieder passiert, dass ich mich verfranst habe. Ich wollte mich gar nicht so lange bei der großen Heiligen der Stadt aufhalten, sondern auch auf andere Lektüre hinweisen.
Mein erstes Buch, das ich mir in Bingen zulegte, als ich vor nunmehr fast 5 Jahren an den Rhein kam, hat mich bei den ersten Schritten in der neuen Heimat an die Hand genommen und mir liebevoll geholfen, das Städtchen kennen- und lieben zu lernen. „Bingen am Rhein – Auf Schatzsuche in einer geschichtsträchtigen Stadt“ ist ein Buch voller interessanter Geschichten, großartiger Fotografien (von Irina Fürstenau) und Besichtigungstipps. Hilke Wiegers trägt das Talent und – ich gehe davon aus – auch die dafür nötige Liebe zu Bingen in sich, um beim Leser die Neugier und das Interesse an der jahrtausendealten Stadt an Rhein und Nahe auf kurzweilige Art zu wecken. Also, wer sich auf eine Entdeckungsreise machen will, dem empfehle ich es wärmstens… Kaufen können Sie es bei „Bücher Schweikhard“ in Bingen und auch im Internet bietet das Binger Antiquariat Jordan es an (über diesen Büchertempel werde ich an dieser Stelle mit Sicherheit auch noch mal schreiben).
Vor einiger Zeit deutete ich an, dass ich Ihnen auch „Binger Köpfe“ vorstellen möchte, die das Stadtbild mit ihren Talenten oder Taten und Werken bunter und reicher machen. Ich denke, dies ist die richtige Stelle, Sie mit einem Schriftsteller bekanntzumachen, der seit 1999 in Bingen wohnt und in seiner „Höhle“ wie er den Ort seines Schaffens selbst nennt, inzwischen einiges Lesenswertes zu Papier gebracht hat: Hans Tönjes Redenius, geboren 1939, ist Autor von Lyrik, Essays, Kurzgeschichten und Romanen und wenn Sie ihn mal auf seiner Internetseite www.ht-redenius.de besuchen, werden Sie mir sicher Glauben schenken, wenn ich Ihnen erzähle, dass Gespräche mit diesem Menschen so sind, als würde man ein Schatzkästchen öffnen….. Welch’ ein Leben voller Abenteuer als Seefahrer, Theologe, Missionar, Pfarrer, Lehrer u.v.m. und dann das Geschenk, so wortgewaltig und sprachgewandt zu sein, seine Erlebnisse, das Gelernte, die Empfindungen, Freud und Leid an seine Mitmenschen in Wort und Schrift weiterzugeben.
Ach ja, jetzt kommt mir die arabische Weisheit „ Ein Buch, ist wie ein Garten, den man in seiner Tasche trägt“ wieder in den Sinn…. So ist es!
Ich wünsche Ihnen ein gesundes und friedvolles 2016 mit vielen erfüllten Lesestunden
die R(h)eingeschmeckte zu „Warm“nachten
im Dezember 2015