Konnte man noch vor 70 Jahren ganz einfach über die 1175 Meter lange Hindenburgbrücke von Bingen nach Rüdesheim laufen, sieht man heute nur noch Überreste der ehemaligen festen Rheinquerung am Ufer bei Bingen-Kempten stehen und auch fotogen aus dem Wasser ragen, ganz in der Nähe eines Campingplatzes, der ihren Namen trägt.
Längst hat die Natur die Regie übernommen, Gräser und Wildblumen wuchern aus den Steinblöcken, und den relativ gut erhaltenen Flutpfeilern ist nicht anzusehen, dass die Hindenburgbrücke einst eine der schönsten Eisenbahn-Rheinbrücken war. Gut, dass Schautafeln an den Ruinen, das Internet und alte Ansichtskarten Zeugnis davon geben, wie filigran dieses vor 100 Jahren ohne viel Tamtam eingeweihte riesige Bauwerk war, ich hätte es mir anhand der Überreste nicht so wunderschön vorgestellt, zumal es vorwiegend ja nur aus militärstrategischen Erwägungen für 8.8 Millionen Reichsmark errichtet wurde.
Zu erzählen gibt es viel, so viel, dass man ein Buch darüber schreiben könnte, und das, obwohl die Brücke nur 30 Jahre alt war, als sie im Krieg 1945 in die Luft gesprengt wurde, um die amerikanischen Streitkräfte aufzuhalten. Historiker, Eisenbahner, Geschichtsinteressierte, Heimatverbundene und auch Nachkommen der italienischen Gastarbeiter sowie der russischen Kriegsgefangenen, die ihren Schweiß in den 2 Jahre dauernden Aufbau gesteckt haben, könnten so manch Kapitel füllen.
Einen ganz großartigen und informativen Artikel, geschrieben von Michael Bermeitinger, fand ich am 15. dieses Monats im Lokalteil der „Allgemeinen Zeitung“. Nicht nur das fesselnd Geschriebene mit der so passenden Überschrift „Glückliche Zeiten hat sie nie erlebt“ bringt mich dazu, dieses Blatt aufzubewahren, sondern auch das gut gewählte historische Bildmaterial.
Ich gehe davon aus, dass diejenigen unter Ihnen, die an der Ausgabe interessiert sind, diese bei der Rhein Main Presse bestellen können.
Nun aber hier in Kurzform (ich lass mal all die technischen Daten weg, da man sie googeln kann) das, was Ihnen einen Ausflug zu den Betonpfeilern der ehemaligen Hindenburgbrücke am Kempter Ufer schmackhaft machen könnte:
Sie liegen an einem idyllischen naturbelassenen und unter Naturschutz stehenden Spazierpfad mit einzigartigen Fotomotiven
Sie sind sehenswert und beeindruckend und werden staunen lassen, wenn Sie sich vorstellen, wie Heere von Arbeitern diese Bahndämme geschaffen haben.
Sie könnten Ihre Phantasie spielen lassen und sich vorstellen, wie es wäre, wenn diese ehemalige Rheinbrücke vielleicht irgendwann wieder aufgebaut und beide Rheinseiten verbinden würde.
Sie können hier ein wichtiges Bauwerk der Binger Geschichte besuchen
Ach, und mein Tipp: Verbinden Sie Ihren Ausflug mit der Einkehr in das Gartenlokal des Campingplatzes von Bauer Schorsch, direkt am Wasser gelegen, mit herrlicher Aussicht und gutem Essen und Trinken... (Absolut köstlich: Der Käsekuchen!) Also, ich hatte einen tollen geschichtlich informativen und doch entspannten und naturverbundenen Sommertag!
Es grüßt herzlich die R(h)eingschmeckte
an einem der letzten richtig heißen Sommertage
kurz vor dem Winzerfest im August 2015