Ne, ein Geheimnis verrate ich nicht, wenn ich hier und heute wieder einmal meine Begeisterung und Liebe zu Bacharach an dieser Stelle herausposaune!!! Das malerische Städtchen mit seinen vielen Fachwerkhäuschen ist unbestritten mein absoluter Lieblingsort: Die trotzigen Mauern und Türme der Stadtbefestigung, der begehbare Wehrgang, die Peterskirche, die sagenumwobene Wernerkapelle, die Burg Stahleck, die einladende Gastronomie und die verwinkelten kopfsteingepflasterten Gassen.
Brauche ich eine Auszeit, will ich meine Seele baumeln lassen, meine Sinne verwöhnen, dann geht’s in diesen geschichtsträchtigen Ort, der erstmals 923 schriftlich erwähnt wurde
Ich parke außerhalb der Stadtmauern, gehe dann meist durch das Markttor und gelange dann auf die Oberstraße, die mich regelmäßig zur St. Josephskapelle führt (meinen Bericht darüber finden Sie unter Februar 2018). Nachdem ich meine Fürbitten geleistet und mit dem liebenden Vater geredet und mein Herz ausgeschüttet habe, geht’s links weiter bis zu dem imposanten Posthof. Bis ins 8. Jahrhundert reicht die Geschichte des alten Pfarr- und Posthofs zurück.
Aus mehreren Gebäuden ist das Haus zusammengewachsen, der Kern mittelalterlich gehalten, und wenn man es staunend betrachtet, dann darf man sich sicher sein, dass es im Wesentlichen den Eindruck von 1593/1594 widerspiegelt. Ist das nicht faszinierend?
Oh Mano, wie schockiert und traurig war ich im Winter 2017, als der ehemalige Eigentümer, Herr Hans Steinhäuser, plötzlich und unerwartet aus seinem Leben gerissen wurde. 2010 hatte der Oberweseler Unternehmer und Metzgermeister das stark sanierungsbedürftige Gebäude gekauft und mit Geschick, Investitionen, Begeisterung und Liebe den denkmalgeschützten Gebäudekomplex wieder zu einer lokalen Sehenswürdigkeit errichtet. Was für Visionen und Pläne hatte er noch und mit welch einem Herzblut führte er diesen Betrieb. Kulinarische und kulturelle Highlights, ein Ambiente, das verzauberte. Tja, und dann war einer meiner Lieblingsplätze weg und seither ging ich all die letzten Jahre immer mit einem Seufzer und etwas Wehmut an dem prächtigen geschlossenen Holztor vorbei, bis……(Trommelwirbel) 2 Tage vor Ende des Monats März….Ja, es ist wirklich wahr und mitnichten kein Aprilscherz: DER POSTHOF ÖFFNET WIEDER AM 1. April 2023!!!!
Na, diese Nachricht machte den doch so ungemütlichen März zu einem Wonnemonat für mich, so unfassbar habe ich mich über diese Nachricht gefreut, hatte ich, ehrlich gesagt, nicht mehr damit gerechnet, dass mein Wunsch sich doch noch erfüllt.
Verdient hat der Monat diesen Namen nicht, begrüßte er uns doch mit Eiseskälte, brachte Kälte, Sturm, Regen, Hagel, Frost… tja, es war einfach nur nass und ungemütlich, ausgenommen in der Mitte des Monats, wo wir kurz bei 20 Grad einen Hauch von Frühling spüren konnten, der bislang gefühlt viel zu lange auf sich warten lässt. Egal, heut scheint Sonne in mein Herz und ich freue mich riesig auf meinen ersten Posthof-Besuch in den nächsten Tagen.
So, jetzt erzähle ich Ihnen noch einige Details, Insiderwissen, dass ich der „Allgemeinen Zeitung“ vom 29.3.2023 entnommen habe, berichtet von dem Journalisten Jochen Werner.
Also, der neue Pächter des touristischen Herzstücks von Bacharach ist niemand geringerer als der bekannte Gastronom Muzaffer Oguz. Sie haben bestimmt schon mal von ihm gehört, hat er doch 2017 das großartige Restaurant samt Wohlfühl- Biergarten im Forsthaus Heiligkreuz im Binger Wald eröffnet, und 2 Jahre später kam die Gastronomie auf der Loreley hinzu.
Personalmangel wie in anderen ansässigen Gastronomiebetrieben scheint für den neuen Pächter kein Problem zu sein, will er doch 7 Festangestellte und zahlreiche Auszubildende einstellen. Mindestens 20 Leute müssen seiner Ansicht nach beschäftigt werden, um der Aufgabe gerecht zu werden.
Die 1. Saison soll je nach Wetter und Nachfrage bis Ende Oktober oder Mitte November laufen, geöffnet ist DURCHGEHEND von 11 – 22 Uhr, wobei es warme Küche bis 21 Uhr geben soll. Oh, welch Musik in meine Ohren: Essen gehen, wann ich Hunger, Lust und Muße habe und nicht nach vorgeschriebenen Zeiten. Hinzu kommt, dass es in der Hochsaison Juli/August auch keinen Ruhetag geben soll und, wenn die Zahlen stimmen, dann wird es sogar ein Jahresbetrieb. Na, meine Leser, was sind das denn für grandiose Neuigkeiten? Ein Lokal, das nicht von O – O (Oktober – Ostern) seine Pforten schließt, also wir Einheimischen können essen gehen in der Nachsaison? ist das nicht wirklich verwunderlich und sehr ungewöhnlich für mein Bacharach?
Für diejenigen, die den Posthof noch nicht kennen: Innen ist in 2 Räumlichkeiten Platz für ca. 100 Gäste, im Innenhof und auf der Empore können bis zu 200 Menschen sitzen. Eine Massenabfertigung will man jedoch vermeiden. Oguz ist erfahren genug zu wissen, dass ein Büfett für 300 Gäste kein Problem ist.
Schirme stehen schon im malerischen Innenhof mit dem reizvollen Blick auf die herabgrüßende Wernerkapelle, die ersten Tische und Stühle sind bereits aufgebaut. Der Publikumsbetrieb kann pünktlich starten, später soll ein Veranstaltungsraum für Feiern aller Art in der Oberstraße hinzukommen. Auch Pläne für ein Souvenirshop mit regionalen Produkten schwirren im Raum.
Nein, der Eigentümer Sebastian Steinhauser hat seinen zukünftigen Pächter Muzaffer Oguz nicht zufällig auf der Straße getroffen und ist mit ihm ins Gespräch gekommen, die Fäden hat der Mann gezogen, der unter dem Spitznamen „Baron von Bingen“ bekannt ist: Oliver Wimmers. Tja und der hat nur lobende Worte für Herrn Oguz, dieser sei nicht nur Gastronom mit Leib und Seele, sondern ihn zeichne auch die Vorstellungskraft aus, so ideenreich, wie vernünftig in die Zukunft zu schauen, und das sei ideal für den Posthof, der mit vielen Emotionen verbunden sei.
Weiter schreibt Jochen Werner: Dass der Posthof mit seinen Türmchen und Erkern und der aus einem einzigen Baum geschnitzten Wendeltreppe als ehemals Thurn- und Taxische Postverwaltung unterhalb der Wernerkapelle ein absolutes Sahnestück ist, ist unbestritten. Die Bedeutung der Lokalität ist groß.
So, noch was zur Speisekarte: Dass es im Posthof vor allem gut bürgerliche und qualitativ hochwertige Küche mit lokalen Spezialitäten, regionalen Weinen und dem „Baron von Bingen-Bier“ gibt, passt zum Ambiente und der Historie.
Ich denke ich schreibe auch in Ihrem Namen, wenn ich Herrn Oguz und seinem Team viel Glück, Freude und Erfolg wünsche bei diesem neuen Projekt im historischen Posthof und Danke sage, ein Dank, der sich auch an Herrn Wimmers richtet. Nein, der Posthof durfte nicht verfallen und musste „einfach“ wieder aufleben!
Im viel zu nassen Winter-März 2023
grüßt herzlichst die R(h)eingeschmeckte