Der Frühlingsmonat März zog mit etlichen Sonnentagen ins Land, und an manch einem Tag wurde es mit Temperaturen um die 20 Grad sogar sommerlich. Die Natur kam auf Tour, und Forsythien und Osterglocken zeigten mit ihrer gelben Blütenpracht vor dem unentwegt blauen Himmel die Farben der Ukraine. Ende des Monats halbierten sich die Gradzahlen jedoch, es wurde kälter und kälter, als habe das Frühjahr keine Lust mehr und drum den Winter wieder einbestellt, der es am letzten Tag des Monats so schneien ließ, dass eine weiße Decke sich über die erblühte Landschaft legte: Schnee nach Frühlingsstimmung!
Bei meinem Besuch in Kaub setzte jedoch der Sonnenschein noch das Bilderbuchstädtchen ins rechte Licht. Was für ein großartiger Anblick auf das Städtchen, wenn man mit der Fähre den Rhein überquert: Im Vordergrund, wie ein steinernes Schiff die wunderschöne Burg Pfalzgrafenstein, dahinter malerische Häuserfronten, die steilen Weinberge im Hintergrund und in steiler Höhe, über alles thronend, die beeindruckende Burg Gutenfels, die übrigens, nachdem sie lange in Privatbesitz war, seit kurzer Zeit wieder, wie einst, als ein sehr stilvolles Hotel ihre Tore geöffnet hat.
Um die 840 Einwohner leben in dem rechtsrheinisch gelegenen kleinen aber sehr gepflegten romantischen Weinstädtchen. Legt man mit der Fähre an, wird man empfangen von dem 17,35 Meter hohen Pegelturm. Im Jahr 1905 wurde er erbaut und zeigt bis heute den Wasserstand der Fahrrinne bei Kaub an.
In den malerischen Gassen gibt es unzählige Postkartenmotive, so liebevoll sind die Häuser herausgeputzt und dekoriert. Ich muss gestehen, so fasziniert gewesen zu sein, dass ich sogar das Fotografieren vergessen habe, was heißt, dass die wenigen Altstadt-Bilder, die ich gemacht habe, nicht wirklich wiedergeben, wie zauberhaft sie ist.
Hervorzuheben ist die „Metzgergasse“. 200 Meter lang schmiegt sie sich an die Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert. Na, schwer zu erraten ist es nicht, woher das Sträßchen seinen Namen hat: 5 Metzger hatten einst ihre Läden dort. Bäcker, Fischer, und Schuster rundeten das Angebot ab und konnten so nicht nur die Einwohner versorgen sondern auch die Vorräte der vorbeikommenden Schiffe auffüllen.
Die Hausnummer 6 ist die Anschrift des Blüchermuseums. 1780 wurde dieser schlichte Barockbau errichtet. Das ehemalige Gasthaus „Zur Stadt Mannheim“ war das Hauptquartier von Generalfeldmarschall Blücher, der in der Neujahrsnacht 1813 auf 1814 mit seinen Truppen über den Rhein zog, um Napoleon zu verfolgen, der sich geschlagen auf dem Rückzug aus Russland befand. Also mir fehlt die Phantasie, mir vorzustellen, wie Herr Blücher 60.000 Soldaten, 15.000 (!!!!) Pferde und um die 180 Geschütze über eine Schwimmbrücke an andere Ufer gebracht haben soll und so wollte ich mich im Museum informieren, aber ich stand vor verschlossener Tür.
Zu Ihrer Info: Es öffnet erst am 1. April und dann bis November täglich (außer montags) von 11 – 17 Uhr.
Hauptthema des Museums ist diese Rheinüberquerung, aber auch edle Möbel, Geschirr, Gläser, etc. aus der alten „Stadt Mannheim“ sind ausgestellt, einige Utensilien des Generalfeldmarschalls und vieles vieles mehr.
Apropos geschlossen: Das Tor zum Kurpfälzischen Amtshaus in der Zollstraße ist auf unbestimmte Zeit zu. Das historische Gebäude aus dem 1485 ist aber trotzdem eine Sehenswürdigkeit, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten. Achten Sie mal auf das Wappen über dem Eingang zum Hof: Das rote Schild in der Mitte bedeutet, dass der Pfalzgraf die oberste Gerichtsbarkeit ausübte und die Macht hatte, die Todesstrafe zu verhängen.
Ach, was ist Kaub ein wundervolles Städtchen! Das Sahnehäubchen für mich ist, dass es neben dem mittelalterlichen Ortskern auch noch –wie in „meinem“ Bacharach eine begehbare Stadtmauer mit 5 erhaltenen Haupttürmen gibt.
Von der Burg Pfalzgrafenstein, die sicherlich Programmpunkt ist, wenn Sie nach Kaub kommen, habe ich ja schon im Oktober 2020 berichtet, so dass ich an dieser Stelle jetzt zu dem Wahrzeichen der Stadt nichts mehr schreiben muss.
Es gäbe noch einiges zu erzählen von diesem geschichtsträchtigen Ort, blickt Kaub doch auf eine mehr als 1.000jährige schriftlich belegte Geschichte zurück. Aber es würde hier den Rahmen sprengen und ich weiß ja, dass Sie alles im Internet finden, was Sie über meinen Bericht hinaus interessiert.
Also, liebe Leser, sollten Sie in der Nähe sein: Kaub ist einen (Oster-)Ausflug wert.
Ich wünsche uns allen eine gesegnete und vor allen Dingen friedvolle Osterzeit.
Ihre R(h)eingeschmeckte
im sonnenreichen März 2022