Na, was war das denn? Mitte des Monats drehte der Sommer nach anfänglichem Aprilwetter mit einer extremen nicht enden wollenden Hitzewelle auf. Das Positive daran für den restlichen August: Freibad, leckeres Eis, der Duft von Gegrilltem in der Luft und an lauen Abenden auf der Terrasse entspannen beim Zirpen der Grillen.

Aber da ich nicht mehr die Jüngste bin, machte mir das heiße Finale mit weit über 30 Grad nicht nur Freude, und so war ich ständig auf der Suche nach schattigen Wohlfühlplätzen. Wie großartig, dass in der herrlich kühlen Mittelrheinhalle in Bacharach die Ausstellung RHEIN!ROMANTIK? Station machte und sich mir damit ein entspanntes Ausflugsziel für einen Beitrag bot.

In einem Gemeinschaftsprojekt präsentierten 26 Künstler aus dem Oberen Mittelrheintal ihre aktuellen Fotografien, Skulpturen und Gemälde. Thema ist der Rhein, zu Recht mit einem Ausrufezeichen versehen, da immer noch Sehnsuchtsort und künstlerische Inspirationsquelle mit seiner Schönheit, der Landschaft, der Natur, seinen Ortsbildern und Menschen. Hinter dem Wort Romantik steht ein Fragezeichen. Was bedeutet Romantik in der heutigen Zeit, mit all dem Wandel zu modernen Lebensbedingungen durch Industrialisierung, Technik und Mobilität, was so gar nichts mit der historischen Romantik zu tun hat? War die Rheinromantik doch einst die Zeit, welche die Wahrnehmung des Rheins mit seiner Landschaft und Kultur schwärmerisch-romantisch prägte.

Die Künstler haben sich zum Ziel gesetzt „die vielfältigen Facetten der Romantik zu beleuchten und ihre Bedeutung für die heutige Zeit zu reflektieren“. Seit 2019 haben sie sich zusammengefunden, die Künstlerinitiative wuchs und wächst ständig, und wer Talent hat und Interesse, mitzumachen, ist gerne gesehen. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Ausstellungen mit stets wechselnden Künstlern organisiert, und bis zur BUGA 2029 soll RHEIN!ROMANTIK? sich weiter entwickeln und nach Bacharach, St. Goar, Oberwesel, Bingen usw. an vielen weiteren Orten den Besucher beeindrucken, begeistern, inspirieren und bereichern!

Die Mittelrheinhalle war meines Erachtens gut gewählt für die Ausstellung. Nein, nicht nur wegen der angenehmen Kühle (lach nur bzgl. der Gradzahlen) sondern weil sie mit großen Fenstern gleichzeitig auch Ausrufezeichen und Fragezeichen der Rheinromantik darstellt. Zum einen die Sicht auf das Städtchen Bacharach, mit seinen Fachwerkhäusern und der Stadtmauer ein Schmuckstück der Rheinromantik (!), und zum anderen, auf einer anderen Seite, die Bahngleise und vorbeirauschende Schnellzüge(?), Zeugen der Veränderung des romantischen Mittelrheintals durch den Zeitgeist seit dem Besuch von William Turner.

Also, schon vor dem Besuch der fantastischen Ausstellung war es meine Überzeugung, dass Rhein und Romantik immer noch zusammengehören. Für mich, die ich hier in dieser wunderschönen Natur und atemberaubender Landschaft mit dem Rhein als Lebensader wohne, bedarf es diesbezüglich kein Fragezeichen und das, obwohl das romantische Bild von neuen, modernen Einflüssen durchzogen wird.

Großartig spiegeln genau diese Tatsache die Kunstwerke wider. Neue Facetten von Vater Rhein, mit seiner rauen, wilden, aber auch romantischen Schönheit, werden gezeigt, indem seine industrielle und dynamische Seite einfließt. Bewundernswert wie dem Betrachter der Werke gezeigt wird, dass Rheinromantik ein Zusammenspiel vieler Faktoren ist: Die Landschaft mit Weinbergen, Burgen, idyllischen Dörfern, Wäldern und Flussufern, dann die Sagen um die Loreley, die Geschichten um Burgherren sowie die Lehren der Hildegard von Bingen und auch der rheinische Lebensstil.

Mir hat die Ausstellung sehr gut gefallen, sie hat mir große Freude und Kunstgenuss bereitet aber auf der anderen Seite haben Motto und Werke nicht nur das eine und andere Lächeln auf mein Gesicht gezaubert, sondern auch schon so lange gehegte ungute Gedanken und Gefühle angesprochen. Welche Veränderungen wird es noch in der Rheinlandschaft geben? Auch hinsichtlich der BUGA-Baupläne? Was macht das mit der Natur am jetzt so idyllisch romantischen Rheinufer? Wie gehen die Menschen und das romantische Städtchen Bacharach mit ansteigenden Touristenzahlen um? Inwieweit leiden Umweltschutz und Schönheit? Da sind sie nun also doch, die Fragezeichen in meinem Kopf, neben all den unzähligen Ausrufezeichen: Die vortrefflich ausgesuchten Werke haben Sinn und Ziel der Ausstellung RHEIN!ROMANTIK? erreicht.

Wenn Sie die Ausstellung verpasst haben, so empfehle ich Ihnen den Erwerb des Ausstellungskataloges. Ein tolles Buch, das alle Werke abbildet, die Künstler vorstellt, Presseberichte und Beiträge von Laudatoren zum Inhalt hat. Gehen Sie mal auf www.rheinromantik.org , da gibt’s bestimmt die Möglichkeit es zu bestellen.
Tja, und dann haben Sie noch die Möglichkeit die Ausstellung RHEIN!ROMANTIK? nächstes Jahr auch oder wieder zu besuchen, und zwar vom 26.01. bis 23.02.2025 im Neuen Schloss in Simmern!

Liebe Grüße sagt die R(h)eingeschmeckte
in einem extrem heiß und trocken ausklingenden August 2024