Der heißeste Sommer seit 1951 ist vorbei…aber das nur kalendarisch, denn er hat es wohl nicht mitbekommen: Zu Beginn des ersten Herbstmonats ist es weiterhin bei um die 30 Grad sommerlich, und die Sonne knallt, wie gefühlt seit Monaten, gnadenlos vom Himmel.
Wochenlang hat es nun nicht geregnet, und das, was da vor einigen Tagen an Tropfen auf den heißen Boden herunter kam, ist nicht erwähnenswert und hat das Leiden von Mensch, Tier und Natur unter der Trockenheit nicht einmal minimal lindern können. Niederschläge werden dringend gebraucht, insbesondere für die Landwirtschaft: Obst, Gemüse, Futterpflanzen, Wein…alles ist gefährdet.

Und Vater Rhein? Nach 2003 und 2018 führt er seit Wochen extremes Niedrigwasser und damit zu erheblichen Problemen, nicht nur für die Schifffahrt sondern auch für die tierischen Wasserbewohner, denen nichts anderes übrig bleibt, als in die für sie gefährliche Fahrrinne für Schiffe zu fliehen.
Meine Güte, was für eine beängstigende Zeit ist da angebrochen mit Kriegen, Seuchen, Dürre, Hungersnöten, Fischsterben, Flutkatastrophen, Waldbränden…

Immer häufiger fällt mir eine indianische Weissagung ein, die schon vor 40 Jahren gerahmt neben meiner Eingangstür hing.
„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen, werdet Ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann.“
Beim ständigen Anblick all der verdörrten Wiesen und Felder zog es mich in den Botanischen Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Ich dachte mir, dass in so einem Lehrgarten mit so wertvollen Pflanzen, herbeigetragen aus aller Herren Länder, bestimmt kein Gießverbot wegen der Trinkwasserknappheit besteht und mich leuchtende Farben und sattes Grün erwarten.

Ich lag richtig! Die Bewässerung gluckste, es grünte und blühte und es gab viel zu entdecken…laut Internet sollen es 8.500 Pflanzenarten aus allen Regionen der Erde sein, die ich da auf ca. 90.000 qm Fläche hätte bestaunen können.

Tja, und ein jedes Gewächs, ob groß oder klein, ist mit Namen und Herkunftsort beschildert. Was es für Namen gibt, ein Eldorado für die Redaktion von „Wer wird Millionär“ bzgl. der Frage „Was gibt es wirklich“. Ja, Baumwürgergewächse und Lebkuchenbaum können Sie einloggen.

Es tat so gut, durch gesunde Natur zu spazieren, einem Fleckchen Erde, an dem man alles daransetzt, die Pflanzenwelt zu erhalten, sie zu erforschen und aus ihr zu lernen, und das bereits seit den Anfängen im Jahre 1946. Gründer war der Botaniker Prof. Dr. Wilhelm Troll (1897-1978).
Unser Besuch fiel auf einen Samstag und, was soll ich Ihnen sagen, uns ist niemand begegnet auf weiter Flur. Schon seltsam, oder? Freier Eintritt, eine grüne Oase und dann kein Publikum? Nun, es kann ja auch sein, dass andere nicht gerne auf eigene Faust das riesige Gartenareal erkunden und sich lieber den regelmäßig stattfindenden Führungen und Themenveranstaltungen anschließen.

Oder aber, es lag an der Hitze….wie sagte Mark Twain: „Sommer ist die Zeit, in der es zu heiß ist, das zu tun, wofür es im Winter zu kalt war.“ Tja, und ich muss zugeben, dass auch ich nach 1,5 Stunden schwächelte, obwohl ich bei weitem noch längst nicht alles gesehen hatte, z.B. die Gewächshäuser, zu denen auch ein Tropenhaus zählt. Aber ich kann ja wiederkommen zu diesem Wohlfühlort. Geöffnet ist der Botanische Garten täglich von 8-18 Uhr, die Gewächshäuser jedoch bis 15.30 und freitags bis 13 Uhr.
Wie großartig ist es, dass es Botanische Gärten gibt. Lehrstätten für uns Menschen, mit dem Klimawandel umzugehen, den Samen bedrohter Pflanzenarten zu bewahren.

Hier sind es mehr als 1.000 Bäume und Sträucher die zeigen, was er mit der Natur macht, welche davon in der Hitze und mit wenig Wasser klarkommen, so wie die aus dem Süden der USA oder welche Bäume früher bei uns wegen des Winters gar nicht gedeihen konnten und nun locker durch die auch hier milden Winter kommen, wie z.B. die Korkeiche aus Portugal. Die Nadelbäume leiden in diesen trockenen warmen Jahren, und hier wird mitgeforscht, wie das Waldsterben zu stoppen ist und wie man die Bepflanzung anpassen kann…

Wie immer hätte ich mal wieder so viel zu erzählen, wie immer würde es hier den Rahmen sprengen, aber Sinn meiner Beiträge ist, Sie neugierig zu machen, so wie heute auf dieses lebende Museum mit Pflanzen aus aller Welt. Und wenn Sie mehr Wunderbares und Faszinierendes aus der Welt der Bäume und Pflanzen erfahren möchten, dann können Sie es ja auch besuchen im Campus der Uni Mainz oder im Internet.


In diesem Sinne
grüßt die R(h)eingeschmeckte
im pulvertrockenen August 2022