So, der erste Monat im neuen Jahr ist schon wieder um. Ist es Ihnen auch aufgefallen, wie dunkel er war? Viel zu dunkel, und nicht nur, dass die Sonne sich kaum blicken ließ, der Januar hatte auch noch unangenehme Wetterereignisse im Gepäck. Den ersten Hochwasserschub für 2018 erlebten die Rheinstädtchen am 8. und 9. Januar, man munkelt, dass weitere mit Blick auf den vielen Schnee in den Alpen folgen werden und Experten reden von einem wasserreichen Frühjahr.

Damit nicht genug, brauste das Orkantief „Friederike“ über Deutschland hinweg, und zwar am selben Tag, wie Sturmtief „Kyrill“ im letzten Jahr, am 18. Januar. Der gesamte Schienen- und Schiffsverkehr kam zum erliegen, die Schäden waren gewaltig und viel schlimmer ist, dass 8 Menschen ihr Leben verloren.
Ein geschichtsträchtiger Monat also, denn als stärkster Orkan seit mehr als 10 Jahren wird „Friederike“ in die Geschichte eingehen.

Die guten Wünsche, welche sich die Menschen hier am Rhein sicherlich zum Jahreswechsel gegenseitig ausgesprochen haben, scheinen Früchte getragen zu haben, denn man ist mit einem blauen Auge davon gekommen. Bacharach war nur leicht vom Hochwasser betroffen, kein Vergleich zum letzten Wassereinbruch 2013, als die Bahnunterführungen unterspült waren. Zwar waren auch dieses Mal Campingplatz, Kinderspielplatz, Rheinanlagen und der Parkplatz bis zum KD-Kiosk hoch mit Wasser bedeckt, aber eine Sperrung der B9 war hier nicht vonnöten.

Tja, und beim Anblick dieser Überschwemmung wuchs in mir das Bedürfnis, hoch hinaus zu steigen, womit mir für den Januarbeitrag der „Postenturm“ in den Sinn kam. Dieser Wehrturm im Weinberg ist ein Teil der historischen Stadtmauer von Bacharach. 1344 wurde mit dem Bau der Stadtbefestigung begonnen, und als diese im Jahre 1400 fertig war, umgab das Städtchen eine Mauer mit damals noch 16 Türmen. 4 davon zerstörten die Franzosen, zwei weitere wurden im 19. Jahrhundert anlässlich der Verbreiterung der Oberstraße abgetragen.
Ach, apropos Hochwasser: Die Türme an der Rheinseite sind ja mit einem Wehrgang verbunden, so dass kein Hochwasser je den Zugang zu den Häusern verhinderte.

Aber jetzt zum „Postenturm“, den ich schon zigmal bestiegen habe, auch wenn die unzähligen Stufen schon eine Herausforderung sind, aber von dort oben ist die Aussicht einfach spektakulär. Was für ein Panorama! Für mich das herrlichste Plätzchen, um einen freien Kopf zu bekommen, immer wieder ins Schwärmen zu geraten und eine Antwort auf die Frage zu finden, warum es am Rhein so schön ist… Der Turm ist nämlich zum Städtchen hin offen und gibt somit den Blick auf das malerische Bacharach und Vater Rhein frei. Viktor Hugo hat vielleicht etwas übertrieben, als er einst sagte, dass Bacharach eine der schönsten Städte der Welt sei, aber mir persönlich spricht er voll aus dem Herzen.

Aus Schieferbruchstein ist der „Postenturm“, der einst als Wasserbehälter diente, erbaut, sein Walmdach ist mit Schiefer gedeckt. Dank der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, welche die Instandsetzung und Sicherung des Turmes in den Jahren 2003-2005 förderte, ist der „Postenturm“ nunmehr seit 13 Jahren für die Öffentlichkeit freigegeben. Zu verfehlen ist der Aussichtsturm nicht, denn inmitten von Weinbergen leuchtet er in seinem weißen Putz. Es ist ein schöner Spazierweg dort hin, der zunächst durch kleine romantische Gässchen führt, dann am plätschernden Münzbach vorbei, durch den „Malerwinkel“ mit seinen alten bildhübschen Fachwerkhäuschen und schließlich noch ca. 500 Meter durch die Weinberge. Der sogenannte „Posten“ ist eine sehr bekannte Weinlage, da sich der hier vorhandene kristalline Schiefer besonders gut erwärmt und den Weinen so einen außergewöhnlichen mineralischen Charakter verleiht.

Das Weingut Friedrich Bastian bietet den Rieslang „Bacharacher Posten“ übrigens an. Ein gutes Tröpfchen, um darauf anzustoßen, dass wir 2018 alle Unwetter und jedes Hochwasser unversehrt überstehen.

Alles Gute für das neue Jahr
wünscht die R(h)eingeschmeckte
im viel zu dunklen Januar 2018